PropTech als Antwort auf die digitale Transformation der Bau- und Immobilienbranche

Veröffentlicht 02.01.2019
Geschätzte Lesezeit 5 Min.

David Schonebeck Director Product Portfolio d.velop

Digitale Transformation und Technologien

Von FinTech und LegalTech haben Sie bereits gehört? Dann möchten Sie vielleicht auch wissen, was sich hinter dem Begriff PropTech verbirgt?

Was bedeutet PropTech?

Das Kofferwort PropTech steht für „Property Technology“ und damit stellvertretend für die Technologisierung und Digitalisierung der Bau- und Immobilienbranche. PropTech-Unternehmen (PropTechs oder auch Real Estate Techs genannt) optimieren oder entwickeln immobilienwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen, indem sie neueste Informations- und Kommunikationstechnologien anwenden. Der Begriff bezeichnet dabei sowohl diese neuartige Ausprägung der Branche als auch die digitalen Lösungen sowie die Unternehmen, die diese entwickeln und vertreiben. Sie richten sich mit ihren Leistungen sowohl an Unternehmen als auch an Privatkunden.

Die digitale Transformation der Bau- und Immobilienbranche schreitet seit wenigen Jahren mit großen Schritten voran. Vor diesem Hintergrund fand kürzlich auch die Veranstaltung FUTURE: PropTech Vienna 2018 statt.
Was das Ziel der zugehörigen Unternehmen und Verbände ist? Die aktuellen technischen und fachlichen Herausforderungen innerhalb der Branche meistern, um diese zukunftsfähig, digital und effizient zu gestalten.

Die Konferenz wurde von mehr 300 Teilnehmern aus allen Sparten der Bau- und Immobilienbranche besucht: Projektentwickler, Ingenieurbüros, Architekten, Bauunternehmer, Verwalter, Vermieter, Investoren und viele mehr.
Eine aktuelle Übersicht der deutschen PropTech-Unternehmen kann hier gefunden werden.

Auf der Versammlung wurden die drei wesentlichen Themen diskutiert:

  1. Bedeutungszuwachs der PropTechs
  2. Herausforderungen, denen die PropTechs heute begegnen
  3. Nutzung und Einsatz von AI für die Bau- und Immobilienbranche

PropTech-Unternehmen gewinnen zunehmend an Bedeutung

Mittlerweile beschäftigen sich ca. 6.000 Unternehmen in über 100 Ländern schwerpunktmäßig mit der Technologisierung und Digitalisierung der wachsenden Bau- und Immobilienbranche. Allein in Deutschland ist die Anzahl der PropTech-Unternehmen zwischen Dezember 2017 und September 2018 um 50% auf 300 Mitglieder angestiegen. [1] Und die Branche wächst stetig. Dabei erhalten die Organisationen häufig Unterstützung durch Venture Capitalists. Es zeigt sich: Die digitale Transformation ist innerhalb der Branche angekommen und präsenter denn je.
Die eine Lösung für die digitale Transformation der Branche gibt es allerdings nicht.

Schauen Sie sich jetzt das Webinar „Ganzheitliche Digitalisierung in der Industrie – so digitalisiert die WIRTHWEIN AG ihre Geschäftsprozesse“ an und erfahren Sie, wie die Digitalisierungsstrategie im Industrieunternehmen aussieht und welche Herausforderungen sie vor der Projektumsetzung hatten.

Ganzheitliche Digitalisierung in der Industrie – so digitalisiert die WIRTHWEIN AG ihre Geschäftsprozesse

Herausforderungen in Sachen Digitalisierung werden aktiv angegangen

Immobilienwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen müssen in Zukunft mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien ausgestattet werden, um einen effizienten Workflow und effektiven Kundennutzen zu garantieren. Im Hintergrund dessen schaffen viele „Grownups“ Freiräume und starten Initiativen. Beispielsweise durch die Besetzung neuer Stellen, wie die des Chief Digital Officers, welche sich sowohl mit der Verbesserung der unternehmensinternen Prozesse als auch um die Verbesserungen und Weiterentwicklung der Kundenschnittstelle kümmern. [2]

Viele Unternehmen der Branche stehen vor der Herausforderung, dass ihre Kunden einzigartige Angebote erhalten möchten. Für Handwerker und Bauherren gestaltet sich aktuell allerdings noch schwierig, Kundenwünsche in standardisierten Wohneinheiten umzusetzen. Doch wie können Unternehmen dem Konsumenten eine individuelle Produkt- und Dienstleistungsauswahl ermöglichen, ohne die eigenen Standards zu ändern oder die notwendigen Prozesse selbst in die Wege leiten zu müssen? Abhilfe bieten dann die ProTechs bzw. Startups, wie zum Beispiel Sonderwunsch Meister und Myster. Diese bieten mit ihren Software-Lösungen verschiedene Ansätze, wie z.B. Wohnungs- oder Raumkonfiguratoren, um kundenindividuelle Pläne schnell und unkompliziert abzuwickeln.

Eine weitere zu überwindende Hürde ist die fortlaufende Optimierung von Prozessen. Um dies zu erreichen, sind unter anderem Mobile DMS oder ECM-Lösungen denkbar. Diese ermöglichen es bestimmten Zielgruppen wie Architekten oder Projektentwicklern, Prozesse wie die Bauzeichnungsverwaltung und das Zeichnungs- und Aufgabenmanagement digital abzubilden und immer präsent zu haben – auch von unterwegs. Laut Studie der ZIA aus 2016 sind mobile Arbeitsgeräte künftig die bedeutendsten Instrumente der klassischen immobilienwirtschaftlichen Unternehmen. Um eine bessere Gestaltung der Kundenschnittstelle zu gewährleisten, ist beispielhaft das Assetmanagement, die Übergabe der Baudokumentation oder die Dokumentation der Transaktionen als Lösung aufzuführen.

Zudem schaffen Plattformen für die Vermietung und Verwaltung von Immobilien, Reporting-Tools, Geodaten-Analysen, Vertragserstellung, Kündigung, Mieterauswahl und Bonitätsprüfung Allround-Lösungen für verschiedene Bereiche, um die digitale Transformation der Branche voranzutreiben.

Abschließend stellen sich die Fragen, wie Unternehmen die jeweiligen Kundenkontaktpunkte zukünftig besser, anders oder zusätzlich bedienen müssen und welche Chancen und Risiken dem Kerngeschäft durch die PropTechs drohen (Vgl. Opendoor, Revolution auf dem Makler Markt in USA).

Im Oktober 2016 glaubten immerhin nur 14% der etablierten Immobilienunternehmen in Deutschland, dass PropTechs ihr Geschäftsmodell gefährden. Die PropTech-Unternehmen sehen das etwas anders: 63% der PropTech-Start-ups sind sich sicher, den Geschäftsmodelle alteingesessener Firmen gefährlich werden zu können.

Die Entwicklungen der Anzahl der PropTechs und Lösungen, die aktuell an den Markt drängen, mögen den Einschätzung der PropTechs Recht geben.

Für die Branche heißt mehr den je, miteinander statt gegeneinander zu arbeiten und die Digitalisierung voranzutreiben. Man sollte die gewachsenen Möglichkeiten nutzen und uns nicht vor den Risiken neuer Geschäftsmodelle fürchten.

Experten sind sich einig: Artificial Intelligence (AI) wird die Zukunft der Branche bestimmen

Die PropTech-Unternehmen und Verbände werden ihre Ressourcen zu großen Teilen in die Entwicklung von AI-Lösungen einsetzen. Demnach sollen bereits etablierte Technologien, wie die Cloud oder der moderne Workplace eine untergeordnete Rolle einnehmen. Vesna Glatz, Vertriebsleiterin für Produktion und Infrastruktur bei Microsoft, äußerte sich dazu wie folgt: „Cloud …, … modern Workplace, … we are not talking about that anymore, it is already there. We are talking about AI“. Martin Bittner, Mitgründer bei acccoi partners, unterstreicht in seinem Vortrag  „Digital Transformation in real Estate“ auf der Future: PropTech 2018 noch einmal, dass die Immobilienbranche in Zukunft verstärkt auf künstliche Intelligenz setzen. „Denn allein die Leistungsfähigkeit [der AI] ist in den letzten drei Jahren um den Faktor 60 gestiegen…“. Wird dieser Leistungsanstieg mit dem Moorschen Gesetz (Die Leistung aller Computer verdoppelt sich alle 20 Monate) in Korrelation gebracht, sind zukünftig völlig neue Geschäftsmodelle und Praktiken möglich.