„Nur mit einer Maschine, die Kartoffeln rodet, bringt man auf Dauer keine neuen Kunden auf seine Seite.“ So bringt Jens Waldmann von GRIMME Landmaschinenfabrik GmbH & Co. KG die Herausforderungen der Landtechnik-Branche auf den Punkt. Eine Branche, die wie kaum eine andere von Automatisierung, maschinellem Lernen, vernetzten Fahrzeugen und Digitalisierungsprozessen betroffen ist.
Was genau hinter seiner Aussage steckt und wie die Digitalisierungsansätze der GRIMME Landmaschinenfabrik GmbH & Co. KG aussehen, haben wir den Teamverantwortlichen des IT-EIM-Teams des mittelständischen Landmaschinenunternehmens gefragt. Von Maschinenakten, Kartoffelrodern und mehr…
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Landtechnik-Branche?
Die Digitalisierung ist mittlerweile auch bei uns als mittelständischer Landmaschinenhersteller so weit vorangeschritten, dass es kontinuierlich Thema in der Geschäftsleitung ist. Wir führen seit mittlerweile zwei Jahren Projekte durch, um unseren Kunden Mehrwerte durch die Digitalisierung in Form von Services zu bieten. Diese Services werden kontinuierlich und immer intensiver ausgebaut. Aber auch in der Belegschaft nimmt das Thema immer mehr an Fahrt auf. Gerade hier schlummern noch etliche Schätze, die geborgen werden können.
Was bedeutet das genau für Ihre Produkte?
Meiner Meinung nach wird es immer wichtiger, digitale Services anzubieten und diese smart bereitzustellen. Auf unsere Produkte bezogen bilden die Maschinen an sich natürlich weiterhin den Kern unseres Angebots. Aber die ganzen Mehrwerte rund um die Produkte werden immer bedeutender, um unsere Kunden zufrieden zu stellen. Nur mit einer Maschine, die beispielsweise Kartoffeln rodet, bringt man auf Dauer keine neuen Kunden auf seine Seite.
Womit denn dann?
Wie bereits gesagt: Der Fokus liegt hier auf den Services. Letztes Jahr haben wir beispielsweise unser Endkundenportal myGRIMME eingeführt. Kern des neuen Portals ist die digitale Maschinenakte, in der alle spezifischen Informationen zu einer Maschine abgelegt sind. Zu diesen zählen die individuellen Ausstattungsmerkmale der Maschine, die passende Betriebsanleitung sowie die dazugehörige detaillierte Ersatzteilliste. Auch Wartungshinweise sowie technische Updates werden übersichtlich angezeigt.
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Das klingt interessant. Bietet das Portal neben der Dokumentation weitere Vorteile?
Danke und ja! Das Portal myGRIMME kann zum Beispiel auch Maschinen mit speziellen GPS-Boxen in Google Maps finden und auf der Karte anzeigen. Das heißt, der Anwender kann nicht nur jederzeit den Standort, sondern auch die Fahrbewegungen der Maschine nachvollziehen. Darüber hinaus kann der Maschinenzustand via ISO-BUS abgegriffen werden. So kann der Anwender die Basis-Kenndaten seiner Maschine (z.B. Hektarleistung, gerodete Tonnen, Stillstandzeiten, Verbräuche, etc.) einsehen, analysieren und vergleichen. Mit der Standortbestimmung, dem sogenannten Geofencing, kann der Nutzer einen bestimmten geografischen Bereich in der Google Maps Karte markieren, die die Maschine zu einem definierten Zeitraum nicht verlassen soll. Verlässt die Maschine dennoch den Bereich, so erhält der Nutzer eine Nachricht. Auf diese Weise können unerwartete Ereignisse schnell recherchiert werden. Die Funktion ist gleichzeitig ein guter zusätzlicher Diebstahlschutz. (Hinweis aus der Redaktion: Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.grimme.com/de/mygrimme)
Ein wirkliches spannendes Thema. Sehen Sie die Digitalisierung als Chance oder Risiko für Ihr Unternehmen?
Natürlich gibt es viele Risiken im Hinblick auf die Digitalisierung, aber die Chancen sind meiner Meinung nach wesentlich größer. Wenn man heute bestimmte Dinge für unvorstellbar hält, so können sie im nächsten Jahr bereits Realität sein. Durch die tagtäglich zunehmende Flut an Daten, lassen sich ständig neue Services nutzen, die zudem immer besser werden.
Und für Sie persönlich?
Das ist eine gute Frage. Auch wenn die Digitalisierung und ihre Folgen aktuell in aller Munde sind, so machen wir als IT-EIM-Team seit Jahren mit dem Einsatz von d.3ecm und SharePoint eigentlich nichts anderes, als digitale Services für unsere Mitarbeiter und Kunden bereitzustellen. Somit ist dies für mich und unserer IT-Team eigentlich nichts Neues, sondern gibt uns im Grunde sogar mehr Gewicht bei der Umsetzung diverser Projekte.
Welche weiteren digitalen Services würden Sie bei GRIMME gerne schaffen?
Sofern ich die Möglichkeit hätte, würde ich eine Mitarbeiter-App einführen. Vorrangig um einen direkten digitalen Kanal zu allen Mitarbeitern, auch zu denen ohne Active Directoy-Account, zu schaffen. In der App müssten verschiedene Self-Services und natürlich regelmäßige News erscheinen. Wichtig dabei ist in meinen Augen, dass jeder Mitarbeiter die Möglichkeit besitzt, aktiv daran teilzunehmen. Zum Beispiel durch das Abonnieren oder Kommentieren bestimmter Inhalte – so wie man es aus dem privatem Umfeld eben kennt.
Des Weiteren würde ich versuchen, mithilfe von künstlicher Intelligenz eine Art Wiki für unser Firmenwissen zu erstellen. Also das Wissen zu bündeln, welches an verschiedensten Stellen innerhalb und außerhalb (Dropbox & Co.) unserer Unternehmensgrenzen liegt. Dieses Wissen könnte den Mitarbeitern dann über eine einheitliche zentrale Plattform einfach und themenorientiert zur Verfügung gestellt werden. Dadurch können die Mitarbeiter wiederum bessere und vor allem schnellere Entscheidungen treffen.
Abschließend: Wie hat Ihnen d.velop bei der Digitalisierung Ihrer Geschäftsprozesse bis jetzt geholfen und wie läuft die Zusammenarbeit?
Wir arbeiten mit d.velop bereits seit etwas mehr als zehn Jahren daran, die Digitalisierung bei uns im Unternehmen voran zu treiben. Es bieten sich immer wieder Potentiale für neue digitale Services. Mit d.3one haben unsere Mitarbeiter in Kürze plattform- und geräteunabhängig die Möglichkeit über eine einheitliche Umgebung an Ihre Inhalte zu gelangen. Hier geht d.velop meiner Einschätzung nach wieder einmal den richtigen Weg.
Im Großen und Ganzen sind wir mit der Zusammenarbeit mit d.velop sehr zufrieden. Wie in jeder Partnerschaft gibt es sicherlich immer auch mal Kleinigkeiten, die nicht so laufen, wie man sich das vorgestellt hat. Die Zuverlässigkeit in den Projekten, die Qualität der Ergebnisse und die kaufmännischen Entscheidungen sind bislang aber meistens sehr gut. Grundsätzlich kann ich nur sagen: Weiter so und nicht nachlassen!
Das werden wir nicht.
Vielen Dank für das nette Interview, Herr Waldmann!
