Porter 2.0: Mit mobilen Lösungen durchstarten

Veröffentlicht 23.02.2017
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Annika Dölle Senior Growth Marketing Managerin d.velop

Mit mobilen Lösungen im Unternehmen durchstarten

Porter erkannte bereits 1986: Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn sie Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz besitzen! Um diese sicherzustellen, hat er das Managementkonzept der Wertschöpfungskette entwickelt. Ein Konzept, das bis heute angewendet wird.

Porter und mobile Business?

Aber was hat nun eine alt bewährtes und leicht angestaubtes Konzept, das in unzähligen BWL-Vorlesungen gelehrt wird, mit innovativen mobilen Lösungen zu tun?

Ganz einfach, die Ausgangsfrage Porters: „Wie kann ein Unternehmen in einer bestimmten Branche es zustande bringen, Wettbewerbsvorteile zu erzielen?“ ist stets aktuell. In Zeiten von Disruption und einer sprießenden Start-Up Szene mehr denn je. Fazit Porters: „Die Unternehmen, die bei der Verbesserung ihrer Produkte und Verfahren am dynamischsten vorgehen sind letztendlich diejenigen, die internationalen Erfolg verbuchen können und nicht die, die mit billigen Arbeitskräften oder anderen Kostenfaktorvorteilen operieren.“ Prozessoptimierung lautet das Stichwort und hier bieten mobile Lösungen immenses Potenzial. Die Zeiten der reinen Informationsbereitstellung per App sind längst vorbei. Mit mobilen Anwendungen können Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg digitalisiert und dem Endkunden smarte Services zur Verfügung gestellt werden. Apps haben sich im Laufe der Zeit von Werbe-Apps zu mobilen Geschäftsprozessen gemausert, betont Crisp Research. Die Entwicklung zeigt die folgende Abbildung:

Die Generationen von Enterprise Mobility im Zeitverlauf

Aus der Erhebung von Crisp Research lässt sich entnehmen, dass mobile Geschäftsprozesse Ende 2015 noch nicht als Standard galten. Auch heute im Jahr 2017 besitzen viele Unternehmen noch keine mobile Strategie – insbesondere im Mittelstand. Das bedeutet: Wettbewerbsvorteile können noch generiert werden. 

Wettbewerbsvorteile identifizieren

Ganz nach Porters Devise identifizieren wir diese Wettbewerbsvorteile entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens. Innerhalb der Wertschöpfungskette unterscheidet Porter neun Aktivitäten – primäre und unterstützende. Die fünf primären Aktivitäten befassen sich mit der physischen Erzeugung des Produktes, seiner Vermarktung und dem Kundendienst. Die vier unterstützenden Aktivitäten können in jeder Phase der Primäraktivitäten anfallen und halten diese durch den Kauf von Inputs, Technologien und menschlichen Ressourcen aufrecht. Um Wettbewerbsvorteile auszumachen, wird entlang der Wertschöpfungskette nach Kosteneinsparungs- und Differenzierungspotenzialen gesucht. Dazu haben wir uns für jede Aktivität die Frage gestellt: „Wie kann eine mobile Anwendung bestehende Prozesse optimieren?“

Die folgende Grafik zeigt Beispiele, wie mobile Anwendungen die Wertschöpfungskette unterstützen. Dabei gilt es zu betonen, dass sich Branchen und Unternehmen darin unterscheiden, in welcher dieser Kategorien sich die essentiellen Wettbewerbsvorteile verbergen. Beispielsweise werden Speditionsunternehmen ihre Anstrengungen auf den Bereich der Logistik lenken. Für Versicherungen stellt hingegen ein zeitgemäßer Kundenservice den Schlüssel zu einem Wettbewerbsvorteil dar. Elektrounternehmen müssen wiederum besonderes Augenmerk auf den Kundendienst legen.

Um eine bessere Vorstellung zu erlangen, inwiefern mobile Lösungen Wettbewerbsvorteile für Unternehmen bieten, haben wir einmal Beispiele für die primären Aktivitäten näher beschrieben:

Eingangslogistik: Eine App kann den Prozess der Kontrolle des Wareneingangs und der Lagerbestände unterstützen. Mittels einer Scan-Funktion werden die Waren eingelesen und über eine Anbindung an das Lagerverwaltungssystem Bestände schnell und einfach aktualisiert.

Produktion (Operationen): Eine mobile Anwendung kann den Wartungsprozess optimieren. Indem Mitarbeitern in der Produktion ein mobiles Werkzeug an die Hand gegeben wird, wird der Prozess der Wartungsarbeit durchgängig digitalisiert. Checklisten, Formulare, Scan-Funktionen und weitere Funktionen der mobilen Anwendung ermöglichen es. So werden Daten in Echtzeit übertragen und können schnell im System weiterverarbeitet werden.

Ausgangslogistik: Eine App ermöglicht eine mobile Warenverfolgung. Der Transportstatus einer Ware kann stets kontrolliert werden. Die Waren können einfach verfolgt werden. Aber auch der Austausch von Daten mit Lieferanten kann per App mobil und digitalisiert stattfinden. Eine Gelangensbestätigung kann mittels mobiler Lösung eingeholt werden. Ortsabhängigkeiten werden aufgehoben.

Marketing & Vertrieb: Starke Mehrwerte bieten mobile Lösungen im Bereich Marketing und Vertrieb. Smarte Services in Form von Customer Self Services werden dem Kunden zur Verfügung gestellt. Beispielsweise kann der Kunde dem Unternehmen Dokumente einfach per App zustellen. So bestimmt der Kunde eigenmächtig wann und wo er Services nutzt.
Formulare in einer App ermöglichen dem Vertrieb ein schnelles Erfassen von Interessenten und eine automatische Weiterverarbeitung im CRM. Aber auch Produkpräsentationen und Online-Shops sind mobil abbildbar und können in Kundengesprächen genutzt werden.

Kundendienst: Mobile Lösungen bieten Innovationen im Kundendienst. Mit einer mobilen App erhalten Kundendienstmitarbeiter vor Ort direkten Zugriff auf Historie und Auftragsdaten ihrer Kunden. Zudem können per App Auftragsbelege direkt in das zentrale System zur Weiterverarbeitung übermittelt werden. Ein mobiles Terminmanagement erlaubt es, Anfragen von Kunden besser zu organisieren.

Wertschöpfungs­potenziale beurteilen

Wie sich bereits an diesen Beispielen zeigt, sind die Einsatzmöglichkeiten von mobilen Lösungen im Unternehmen vielzählig. Ein Unternehmen muss jedoch klar identifizieren, in welchem Bereich der Wertschöpfungskette starke Wettbewerbsvorteile gesichert werden können. Dabei dienen Kostensenkungs- und Differenzierungspotenziale als Indikatoren. Nun sind Sie gefragt: Im Idealfall analysieren Sie alle neun Aktivitäten. Differenzierungs- und Kostenpotenziale lassen sich so für sämtliche Prozesse herausstellen. Anhand dieser kann gerankt werden – Prozesse können verglichen und nach Potenzialen gewichtet werden. So erkennen Sie auf einen Blick, welche mobilen Lösungen die größten Mehrwerte auf Kunden- und Unternehmensseite bieten. Diese Lösungen sollten als erstes eingeführt werden. Nach und nach lässt sich dann eine gesamte Mobilisierung der Wertschöpfungskette vornehmen. Die Vorgehensweise garantiert, dass mobile Lösungen klar zur Wertschöpfung des Unternehmens beitragen.

Fazit: Mobile Geschäftsprozesse und Kundenservices sind die Zukunft

Die Zeiten reiner Werbe-Apps sind längst vorbei. Mobile Anwendungen sind nützliche Werkzeuge, die Geschäftsprozesse optimieren und Wertschöpfungs­potenziale bieten. Handelt man jetzt und setzt mobile Lösungen gezielt ein, kann sich ein Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile sichern. Schon 1986 hat Porter erkannt, dass Unternehmen nur dann erfolgreich sind, wenn sie dynamisch agieren, bestehende Prozesse überdenken und immer den Markt im Blick haben. Das gilt in Zeiten der digitalen Transformation mehr denn je! Also überdenken Sie.