Datensouveränität in Versicherungen und Banken: Chancen, Risiken und Wege in die Zukunft

Veröffentlicht 13.11.2025

Florian Breuer Senior Solution Engineer d.velop AG

Beitragsbild Blogartikel Datensouveränität in Branchen und Versicherungen

Die globale Lage verändert sich rasant: Wirtschaftliche Interessen und technologische Innovationen prägen eine Welt, in der Abhängigkeiten zwischen Staaten und Unternehmen immer deutlicher zutage treten. Besonders im Bereich der IT-Infrastruktur und Cloud-Technologien stehen Versicherungen und Banken heute vor der entscheidenden Frage:  Wie können wir die Vorteile moderner Technologien nutzen, ohne unsere Datensouveränität aufs Spiel zu setzen?

Unser Chief Operating Officer Financial & Professional Services, Hendrik Fundermann war zu Gast im Digital Insurance Podcast bei Jonas Piela. Gemeinsam haben sie genau über diese Frage gesprochen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Gespräch haben wir hier für dich zusammengefasst.

Zwischen Innovation und Abhängigkeit

Cloud-Rechenzentren internationaler Anbieter haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Sie bieten enorme Effizienzgewinne, da Anwendungen schneller entwickelt, skaliert und betrieben werden können. Für Versicherungen und Banken, die wettbewerbsfähig bleiben möchten, ist die Nutzung dieser Technologien nahezu unvermeidlich. Gleichzeitig entsteht jedoch ein Dilemma:

Wer vollständig auf internationale Cloud-Dienste setzt, begibt sich in eine Abhängigkeit von Anbietern, die in anderen Rechtsräumen operieren.

Hendrik Fundermann
COO Financial & Professional Services
d.velop AG

Was bedeutet Datensouveränität?

Datensouveränität bedeutet, selbst über Daten verfügen und entscheiden zu können – unabhängig davon, wo diese physisch gespeichert werden. Für europäische Versicherungen und Banken ist dies besonders kritisch, da sie neben eigenen Sicherheitsstandards auch strenge Datenschutzrichtlinien wie die DSGVO erfüllen müssen.

Datensouveränität als strategischer Erfolgsfaktor in der Finanzbranche

Datensouveränität ist nicht nur ein Thema für die IT-Abteilung. Sie betrifft das gesamte Geschäftsmodell. Wer die Hoheit über seine Daten verliert, verliert zugleich einen Teil seiner Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Kundinnen und Kunden erwarten, dass Daten sicher, transparent und rechtskonform behandelt werden. Nur, wenn diese Erwartungen erfüllt werden, entsteht Vertrauen.

Im Podcast macht Hendrik Fundermann deutlich: „Gerade die Finanz- und Versicherungsbranche, in der täglich hochsensible Informationen verarbeitet werden, benötigt klare Regeln und Strukturen. Es reicht nicht aus, Daten nur technisch zu schützen – es braucht auch Governance-Modelle, die sicherstellen, dass Prozesse nachvollziehbar sind. Versicherungen und Banken, die frühzeitig in dieses Thema investieren, positionieren sich langfristig besser am Markt.“

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Europäische Initiativen und hybride Lösungen

Auch auf politischer Ebene wird das Thema Datensouveränität intensiv diskutiert. Mit Projekten wie GAIA-X versucht Europa, eine eigene Infrastruktur zu schaffen, die Transparenz und Interoperabilität gewährleistet. Für Versicherungen und Banken bedeutet das: Sie müssen schon heute Lösungen finden, die einerseits die Innovationskraft internationaler Anbieter nutzen und andererseits den eigenen Anspruch auf Souveränität nicht gefährden.

Eine Möglichkeit sind hybride Ansätze. Dabei werden kritische Daten in souveränen Strukturen verarbeitet, während weniger sensible Anwendungen in die Public Cloud ausgelagert werden. So lässt sich eine Balance schaffen zwischen Innovationsfähigkeit und Kontrolle. Besonders mittelständische Versicherungen und Banken profitieren von dieser Flexibilität, da sie ihre Systeme Schritt für Schritt modernisieren können, ohne Risiken einzugehen.

Künstliche Intelligenz und Datensouveränität

Ein zentrales Thema des Gesprächs war auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. KI gilt als Treiber für Innovation und Effizienz, ist aber ebenfalls stark von Daten abhängig. Hendrik Fundermann erklärt: „Nur wenn Versicherungen und Banken über saubere, sichere und kontrollierte Daten verfügen, können KI-Systeme ihr Potenzial entfalten.”

Fehlt diese Kontrolle, drohen Risiken. Dazu gehören nicht nur Sicherheitsprobleme, sondern auch die Gefahr von Verzerrungen oder intransparenten Entscheidungen. Besonders problematisch sind Black-Box-Systeme, bei denen nicht klar ist, wie Ergebnisse zustande kommen. Hier braucht es Transparenz, um Vertrauen zu schaffen – sowohl gegenüber Mitarbeitenden als auch gegenüber Kundinnen und Kunden.

Praxisbeispiele: So sichern Versicherungen und Banken ihre Datensouveränität

Ein wichtiger Schritt ist der Einsatz von Multi-Cloud-Strategien. Indem mehrere Anbieter parallel genutzt werden, können Abhängigkeiten reduziert und Daten flexibel verschoben werden. So bleibt die Kontrolle erhalten, auch wenn einzelne Anbieter ausfallen oder ihre Bedingungen ändern.

Darüber hinaus entwickeln viele Organisationen klare Data-Governance-Modelle. Diese definieren, wer Zugriff auf welche Daten hat, wie Daten genutzt werden dürfen und welche Sicherheitsmaßnahmen verpflichtend sind. Solche Modelle schaffen nicht nur Ordnung, sondern auch Transparenz, die für das Vertrauen von Kundinnen und Kunden entscheidend ist.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die offene Kommunikation nach außen. Wenn Versicherungen und Banken transparent machen, wie sie mit Daten umgehen, stärken sie ihre Glaubwürdigkeit und heben sich von Wettbewerbern ab. Besonders in sensiblen Branchen kann das zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal werden.

Mitarbeitende als Schlüssel zur Datensouveränität

Technologie allein reicht nicht aus, um Datensouveränität sicherzustellen. Ebenso wichtig ist die Einbindung der Mitarbeitenden. Sie müssen verstehen, warum Datensouveränität relevant ist und welchen Beitrag sie selbst leisten können. „Schulungen, klare Richtlinien und eine offene Unternehmenskultur sind hier entscheidend“, betont Hendrik Fundermann.

Wenn Mitarbeitende aktiv eingebunden werden, steigt nicht nur die Datensicherheit, sondern auch die Bereitschaft, neue Technologien wie KI sinnvoll zu nutzen. So wird Datensouveränität zu einer gemeinsamen Aufgabe, die Versicherungen und Banken insgesamt stärkt.

Fazit: Datensouveränität als Grundlage für Vertrauen und Erfolg

Das Gespräch im Digital Insurance Podcast hat gezeigt: Datensouveränität ist kein abstraktes Konzept, sondern eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg von Versicherungen und Banken. Sie sorgt dafür, dass Innovationen wie Cloud-Services und KI verantwortungsvoll genutzt werden können, ohne in Abhängigkeiten zu geraten.

Versicherungen und Banken, die jetzt handeln, können ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Es geht nicht nur darum, technische Systeme aufzubauen, sondern auch darum, Vertrauen bei Kunden, Partnern und Mitarbeitenden zu schaffen. Wer die Kontrolle über seine Daten behält, kann selbstbestimmt entscheiden, wie die digitale Zukunft gestaltet wird.

Kurz gesagt: Datensouveränität ist der Schlüssel zu Unabhängigkeit, Sicherheit und nachhaltigem Erfolg für Versicherungen und Banken. Sie ist keine Randnotiz, sondern ein zentrales strategisches Thema – und wer heute die richtigen Entscheidungen trifft, wird morgen zu den Gewinnern zählen.

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