Digitalisierung und Gesundheit – Die Bedeutung des HL7 Standards

Veröffentlicht 28.08.2019
Geschätzte Lesezeit 6 Min.

Benjamin Bernotat Marketing Manager soffico GmbH

Die Bedeutung des HL7 Standards

Auch in der Gesundheitsversorgung gilt die Devise „schneller, höher und weiter“. Um die Effizienz zu steigern und ebenfalls die Versorgungsqualität zu verbessern, hält die elektronische Datenverarbeitung immer mehr Einzug in das Gesundheitswesen. Problematisch ist dabei, dass es im Gesundheitswesen kein allumfassendes Informationssystem gibt, welches den Anforderungen entspricht. Somit ist das Gesundheitswesen auf den Einsatz diverser Systeme und Software angewiesen.
Damit dennoch eine Kommunikation zwischen verschiedenen EDV-Systemen, wie beispielsweise dem Krankenhausinformationssystem (KIS), dem Radiologieinformationssystem (RIS) oder auch dem Dokumentenmanagement (DMS) stattfinden kann und zudem eine sektorübergreifende Kommunikation möglich ist, ist ein sogenannter Kommunikationsstandard vonnöten. Erst durch einen Kommunikationsstandard ist die Interoperabilität und somit ein reibungsloser Datenaustausch möglich. Unter Interoperabiltät versteht man die Fähigkeit, dass verschiedene Systeme nahtlos zusammenarbeiten können. Ein solcher Standard wurde bereits 1987 von der Organisation Health Level Seven International eingeführt: Der HL7.

Dieser Blogartikel erklärt was der HL7 Standard ist, welche Funktionen er hat und was die Unterschiede zwischen HL7 Version 2 und HL7 Version 3 sind.

Funktionen des HL7 Standards

Der HL7 Standard klassifiziert Austauschformate und Kommunikationsinhalte auf der Anwendungsebene. Er ist dabei unabhängig von der eingesetzten Hardware, Software oder dem gewählten Netzwerk. Beispielsweise ist es dank des HL7 Standards möglich, die Befunde von einem Arzt zum anderen Arzt elektronisch zu übermitteln und somit eine schnellere Kommunikation zu ermöglichen. So sind Daten schnell austauschbar, was wiederum die Reaktionszeit verkürzt. Der wichtigste Vorteil ist dementsprechend, dass die Qualität der Behandlung für den Patienten durch die schnellere Kommunikation verbessert werden kann.

Welche Information kann eigentlich eine HL7 Nachricht enthalten? Beispielsweise kann der Nachrichtentyp ADT (Admission, Discharge, Transfer) enthalten sein. Allein in dieser Nachricht steckt die Information, wann der Patient aufgenommen, entlassen oder verlegt wurde. Dank des HL7 Standards ist es möglich auf einen Blick alle relevanten Informationen eines Patienten, vom Betreten des Krankenhauses bis zum Verlassen, sichtbar zu machen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Wie bereits erklärt, handelt es sich bei HL7 um einen Kommunikationsstandard in Krankenhäusern. Da in einem Krankenhausinformationssystem unterschiedlichste Systeme miteinander kommunizieren müssen, braucht es eine gemeinsame Sprache, um die richtige Information auszutauschen.

Der Austausch der richtigen Informationen ist mitunter wichtig, um dem richtigen Patienten den richtigen Befund zuzuordnen und somit eine optimale Behandlung zu ermöglichen.

Welche HL7 Standards gibt es?

Der Kommunikationsstandard HL7 ist in verschiedenen Versionen verfügbar.

HL7 Version 2.x

Der Einsatz der HL7 Version 2x vorwiegend in Krankenhaus zwischen den dort bestehenden Fachanwendungen

HL7 Version 3

Die HL7 Version 3 ermöglicht einen XML – basierten Nachrichtenaustausch im gesamten Gesundheitswesen. XML ist eine Abkürzung für Extensible Markup Language und bietet als Auszeichnungssprache die Möglichkeit hierarchisch strukturierte Daten in einer Textdatei dem Menschen und der Maschine lesbar darzustellen. Beispielsweise: Wurde die auf XML basierende Auszeichnungssprache Clinical Document Architecture (CDA) von HL7 erarbeitet und ist ein Teil von HL7 V3. Ein CDA Dokument ist ein klinisches Dokument und kann beispielsweise ein Arztbrief, Befundbericht oder Laborergebnis sein.

FHIR

Der Fast Healthcare Interoperability Resources ist ein von HL7 entwickelter Kommunikationsstandard. Der FHIR kombiniert die Vorteile der HL7 Version 2 und 3 und CDA mit den Vorteilen der aktuellen Web-Standards. Mit dem FHIR Standard wird speziell der Austausch von Daten zwischen Softwaresystemen im Gesundheitswesen beschrieben. Er bietet eine Schnittstelle (API) um Datenformate im Gesundheitswesen auszutauschen.

Wo liegt der Unterschied zwischen den HL7 Standards Version2 und HL 7 Version 3?

Der Standard HL7 Version2 dient vor allem zur internen Kommunikation in Krankenhäusern. In Deutschland gehört HL7 zum Standard in Krankenhäusern. Speziell auf dem Gebiet der Patienten- und Leistungsdaten und auch bei Befunden wird er verwendet. Die Information steht dabei in Textform zur Verfügung, um die Aufnahme zu erleichtern.

Dagegen zielt HL7 Version 3 auf die Integration aller Institutionen im Gesundheitswesen ab. HL7 Version 3 beschreibt eine ganze Reihe an Kommunikationsstandard, welche alle auf XML (CDA) und dem Referenz-Informations-Modell oder kurz RIM basieren. Denn die Grundlage des Clinical Document Architecture (CDA) ist ein umfangreiches Objektmodel. Allen Modellen bei HL7 Version 3 liegt das so genannte Referenz-Informations-Modell (RIM) zugrunde. Es beschreibt generisch zum Beispiel einen Behandlungsprozess. Das Referenz-Informations-Modell beschreibt verschiedene Klassen und ist ein weltweit anerkanntes Meta-Modell für Informationen im Gesundheitswesen (ISO/HL7 21731:2006).

FHIR – per APP ins digitale Krankenhaus?

„Per App ins digitale Krankenhaus“ ist zugegeben etwas hoch gegriffen, so weit ist es tatsächlich noch nicht. Dennoch unterstützt der Kommunikationsstandard Fast Healthcare Interoperability Resources kurz FHIR die Interoperabilität im mobilen Bereich und ist damit seit der Einführung wegweisend für den Schritt per App ins digitale Krankenhaus. Die Idee von FHIR entstand bereits in den 1960er Jahren, erstmals veröffentlicht wurde der FHIR als Draft Standard for Trial Use (DSTU) im Februar 2014.

Der Weg ins digitale Krankenhaus mit FHIR

Wichtig sind hier die Veränderungen im Gesundheitswesen in den letzten Jahrzehnten. So spielt die Fähigkeit der Zusammenarbeit von Systemen unter der Verwendung von einschlägigen Normen, oder auch Interoperabilität genannt, eine wichtige Rolle.

Der erste Schritt auf dem Weg ins „digitale Krankenhaus“ ist bereits mit dem Paradigmenwechsel von offline zu online getan. Somit sind Kommunikationsstandards, wie FHIR immer wichtiger, damit in Zukunft ein digitales Gesundheitsnetzwerk aufgebaut wird. In dem sich orts- und zeitunabhängig Patienten, Mediziner, Wissenschaftlicher und weitere Akteure im Gesundheitswesen austauschen können.

Damit ein virtuelles Krankenhaus per App besucht wird, müssen die richtigen Weichen gestellt werden. Das gute alte Klemmbrett wird beispielsweise gegen ein modernes Tablet ausgetauscht und die Befunde direkt nach der Diagnose an den zuständigen Akteur im Krankenhausinformationssystem weitergeleitet. Dafür sind der HL7 Standard bzw. FHIR Standard notwendig. Darüber hinaus, müssen aber auch unterschiedliche Krankenhäuser bzw. medizinische Einrichtungen miteinander kommunizieren können. Dafür wird HL7 Version 3 notwendig.

Um noch einmal auf die überspitzte Anfangsbehauptung „mit der App ins Digitale Krankenhaus“ zukommen: Um dieses Szenario zu realisieren ist der FHIR Standard nötig. Denn hierdurch kann die Software miteinander sprechen.

Ein Ausblick in die Zukunft

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist sicherlich noch am Anfang, das wird beispielsweise bei der Buchung eines Arzttermins deutlich. Nur wenige Ärzte bieten bisher die virtuelle Sprechstunde an. Aber auch auf diesem Gebiet wird sich etwas tun. Spätestens, wenn die elektronische Patientenakte ab voraussichtlich 2020 in Kraft tritt. Dann wird die Digitalisierung im Gesundheitswesen einen großen Schritt nach vorne machen und einen weiteren  Schritt in Richtung virtuelles Krankenhaus gehen.

Um auch Ihr Krankenhaus oder Ihre Einrichtung weiter in Richtung virtuelles Krankenhaus zu bringen, sollten Sie daher auf Softwarehersteller vertrauen, die auf  den HL7 Kommunikationsstandard setzt und die passenden Schnittstellen bietet.

Genau dies hat die d.velop AG gemeinsam mit Ihrem Partner soffico und deren Software Orchestra in die Tat umgesetzt. Es gibt eine Ordnerstruktur über den Nachrichtentyp ADTs. So ist es möglich, ein Patientensystem und ein Fallsystem, welches den Anforderungen der Interoperabilität entsprechen, im Krankenhaus anzulegen.

Krankenhauszukunftsgesetz (KHGZ): Sichern Sie sich Fördermittel für Ihre Digitalisierungsprojekte