FHIR und HL7: Ein Muss für die digitale Patientenakte im Krankenhaus

Veröffentlicht 05.04.2022

Sarah Brecke Business Development Manager d.velop

Beitragsbild FHIR und HL7 Kommunikationsstandard

In vielen Einrichtungen ist sie noch anzutreffen. Die gute, alte Papierakte. Entlang der Patienten Journey legt die Akte einen langen Weg zurück im Laufe des stationären Aufenthaltes. Die ersten Dokumente entstehen bei der Aufnahme, von dort aus geht es auf Station und die Akte wechselt zwischen Pflegepersonal, Ärzten:innen, Therapeuten:innen usw. Am Ende der Behandlung wird sie weitergereicht an das Medizin-Controlling und die Akte abgeschlossen.

Aber selbst, wenn der Patient nicht mehr im Haus ist, findet die Akte noch keine Ruhe. Anfragen von Versicherung oder dem Medizinischen Dienst wollen bearbeitet werden und dafür werden erneut Dokumente aus der Akte benötigt, um z. B. Abschlagszahlungen zu vermeiden.

Zu jedem Zeitpunkt muss die Akte greifbar und auffindbar sein. Dokumente dürfen nicht verloren gehen, denn sie sind nicht nur für die Abrechnung oder diverse Versicherungsanfragen notwendig. In der Akte laufen alle behandlungsrelevanten Daten/Dokumente zusammen, die uns einen medizinischen Überblick über unsere Patienten:innen verschaffen, auch wenn diese sich nicht mehr im Krankenhaus befinden. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt neben dem persönlichen Kontakt zu den Patienten:innen.

Trotz dieser wichtigen Rolle passiert es nicht selten, dass Dokumente nicht auffindbar sind. Im schlimmsten Fall ist sogar die Akte auf ihrer langen Reise im Dickicht des Papierdschungels untergegangen. Eine digitale Patientenakte, die die Kommunikationsstandards FHIR und HL7 versteht, schafft hier Abhilfe. Wir verraten euch, wie das Ganze aussieht!

FHIR und HL7: Die wichtigsten Kommunikationsstandards im Überblick

In Kliniken gibt es die verschiedensten Subsysteme, welche Patientendokumente generieren. Um die Dokumente aller Systeme für jeden Mitarbeitenden zugänglich zu machen, sollten sie zentral in der Akte der Patienten:innen abgelegt werden. Die digitale Patientenakte muss also in der Lage sein, Dokumente verschiedenster Systeme anzunehmen und zu verarbeiten. Dazu gibt es die Kommunikationsstandards HL7 und FHIR. Einen Überblick über die Standards haben wir nachstehend zusammengefasst.

HL7

Bei HL7 handelt es sich um einen Kommunikationsstandard in Krankenhäusern. Da in einem Krankenhausinformationssystem (KIS) unterschiedlichste Systeme miteinander kommunizieren müssen, braucht es eine gemeinsame Sprache, um die richtige Information auszutauschen. Der Austausch der richtigen Informationen ist mitunter wichtig, um dem richtigen Patienten den richtigen Befund zuzuordnen und somit eine optimale Behandlung zu ermöglichen. Der Kommunikationsstandard HL7 ist in verschiedenen Versionen verfügbar:

HL7 Version 2.x

Der Einsatz der HL7 Version 2x vorwiegend in Krankenhaus zwischen den dort bestehenden Fachanwendungen.

HL7 Version 3

Die HL7 Version 3 ermöglicht einen XML – basierten Nachrichtenaustausch im gesamten Gesundheitswesen. XML ist eine Abkürzung für Extensible Markup Language und bietet als Auszeichnungssprache die Möglichkeit hierarchisch strukturierte Daten in einer Textdatei dem Menschen und der Maschine lesbar darzustellen. Beispielsweise: Wurde die auf XML basierende Auszeichnungssprache Clinical Document Architecture (CDA) von HL7 erarbeitet und ist ein Teil von HL7 V3. Ein CDA Dokument ist ein klinisches Dokument und kann beispielsweise ein Arztbrief, Befundbericht oder Laborergebnis sein.

FHIR

Der Fast Healthcare Interoperability Resources ist ein von HL7 entwickelter Kommunikationsstandard. Der FHIR kombiniert die Vorteile der HL7 Version 2 und 3 und CDA mit den Vorteilen der aktuellen Web-Standards. Mit dem FHIR Standard wird speziell der Austausch von Daten zwischen Softwaresystemen im Gesundheitswesen beschrieben. Er bietet eine Schnittstelle (API) um Datenformate im Gesundheitswesen auszutauschen.

Die d.velop Patientenakte bindet über FHIR und HL7 alle Subsysteme im Krankenhaus an

Die d.velop Patientenakte ermöglicht nicht nur den Einblick in alle Daten, MRT-Bilder, Videos und vieles mehr – sie übernimmt Dokumente aus anderen Systemen. Eine Abonnementfunktion informiert zudem automatisch über den Zugang neuer bzw. aktualisierter Dokumente

Aber nicht nur intern gibt es einige Hürden zu meistern. Auch die Kommunikation mit dem Medizinischen Dienst, PVS, Versicherungen und der Telematikinfrastruktur lässt sich vereinfachen. Denn durch die digitale Patientenakte hat man die z. B. die Möglichkeit, Fallprüfungen des medizinischen Dienstes schnell und unkompliziert zu bearbeiten. Die angeforderten Unterlagen lassen sich einfach in der Patientenakte auswählen und an das LE-Portal übermitteln.

Durch den strukturierten Aufbau der Patientenakte, lassen sich die benötigten Dokumente schnell identifizieren und automatisiert in einer Akte zusammenfassen, die nur die Dokumente enthält, die zur Beurteilung des Falles angefordert werden.

Infografik: Schnittstellen Patientenakte Anbindung

Gründe für einen Umstieg auf die digitale Patientenakte

  • Erhöhte Sicherheit: Erfahrungsgemäß werden Patientenakten nicht rund um die Uhr bewacht oder in Schränken eingeschlossen. Im täglichen Betrieb werden sie auf Schreibtischen oder Visitenwägen abgelegt. Nur kurz aus den Augen gelassen, ermöglicht man nicht-berechtigten Personen einen Einblick in sensible Daten zu nehmen oder diese gar zu entwenden. Selbstverständlich sind auch digitale Lösungen nicht vor äußerlichen Angriffen geschützt, aber die Sicherheit dieser sensiblen Daten wird deutlich erhöht. Die digitale Patientenakte biete die Möglichkeit, durch ein entsprechendes Berechtigungskonzept, Mitarbeitenden nur Zugriff zu den Dokumenten zu geben, die sie auch wirklich sehen müssen. So behält man die Kontrolle und schützt die Daten der Patienten:innen
  • Kostenreduktion: Akten in Papierform kosten Kliniken viel Geld. Drucker, Toner und Papier müssen angeschafft werden. Hinzu kommen Lager- sowie Verwaltungskosten. Die Einführung einer digitalen Patientenakte kostet natürlich auch Geld und Zeit. Langfristig werden hier aber die Kosten spürbar reduziert, Abläufe werden deutlich vereinfacht und Lagerkosten fallen gänzlich weg.
  • Nachhaltigkeit: Für die Herstellung von Papier wird viel Holz, Energie und Wasser benötigt. Dies belastet die Umwelt stark und hat schwere Folgen. Jeder Versuch, den Verbrauch von Papier zu reduzieren, sollte also genutzt werden. Ersetze Papierakten durch digitale Akten und verringere so den CO2-Austoß und erhöhe die Nachhaltigkeit der Klinik.
  • Entlastung der Mitarbeitenden: Digitale Dokumente stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Kein Suchen mehr nach verlegten Akten oder Befunden. Mitarbeitende können zeitgleich auf Inhalte zugreifen. So spart man wertvolle Zeit, die für die Behandlung von Patienten:innen benötigt wird. Gleichzeitig werden Arbeitsabläufe optimiert und somit Mitarbeitende entlastet.
  • Grundlage für die Digitalisierung: Jüngst zeigt das KHZG eine Möglichkeit auf, mit finanzieller Unterstützung Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Das Ziel des Förderprogrammes ist es, die Kommunikation in der Klinik, mit den Patienten:innen sowie vor- und nachgelagerten Leistungserbringen zu optimieren, sowie die Dokumentation und die Sicherheit im Krankenhaus zu verbessern. Dabei steht insbesondere die elektronische Datenübermittlung im Fokus. Aber um Daten elektronisch zu übermitteln und zu empfangen, müssen sie auch digital zur Verfügung stehen. Lege den Grundstein für die Digitalisierung und für den Daten-/Dokumentaustausch mit der digitalen Patientenakte.

Die digitale Patientenakte: So digitalisieren Sie Prozesse in Krankenhaus & Klinik