Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern (ISiK) – Der Weg in die Interoperabilität

Veröffentlicht 22.11.2022

Julia Schoenenberg Content Marketing Managerin d.velop

Beitragsbild Blog-Artikel ISiK

Der medienbruchfreie Datenaustausch ist einer der Dreh- und Angelpunkte bei dem Voranbringen der Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems. Interoperabilität ist hier das Schlagwort der Stunde. In diesem Blogartikel zeigen wir dir, was sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre in Sachen Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern (ISiK) getan hat und wie der Stand der Dinge jetzt aussieht.

Interoperabilität fordert Insellösungen heraus

Bisher wurden in Krankenhäusern die unterschiedlichsten IT-Systeme verwendet – oft als Insellösungen, die nicht mit anderen Systemen kompatibel waren. Hier unterstützt seit Juni 2021 die gematik mit neuen Vorgaben flächendeckende Umsetzung der Interoperabilität.

Die gemeinsame digitale Sprache für den Datenaustausch innerhalb und zwischen Krankenhäusern ist ein wichtiger, zentraler Teil der Telematikinfrastruktur. Wir haben damit den Grundstein für weitere Interoperabilitätsfestlegungen gelegt.

Lars Gottwald, Leiter Business Teams bei der gematik

ISiK – der einheitliche Kommunikationsstandard

Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern sollen alle IT-Systeme, die vor Ort in Krankenhäusern eingesetzt werden, miteinander verbinden und einen einheitlichen, verbindlichen Standard zum Austausch für Gesundheitsdaten implementieren. So können benötigte Informationen auf direktem Wege dort ankommen, wo sie benötigt werden.

Die Vorteile des ISiK-Standards auf einen Blick

  • Vitalwerte können per Scanner direkt an Pflegeanwendung übermittelt, hinterlegt und Fehler beim händischen Ausfüllen von Formularen vermieden werden. 
  • Schafft Klarheit: Persönliche Daten müssen bei Entlassung nicht nochmals erfasst werden. ISiK speichert diese automatisch in der Entlassakte. 
  • Die Patienten:innen können notwendigen Informationen, z.B. für eine post-operative Betreuung, via App übermitteln – auch von außerhalb des Krankenhauses aus. 
  • Nachbetreuung: geeignete Reha-Plätze können ermittelt werden. 
  • Übergreifender Datenaustausch: Wichtige Informationen (bspw. Meldungen über Viren und Erreger) können direkt innerhalb der Subsysteme ausgetauscht werden. Notwendige Maßnahmen können dadurch schnell eingeleitet werden. 

Projekt-Stufen für eine standardisierte Schnittstelle für IT-Systeme in Krankenhäusern

Die gematik hat eine standardisierte Schnittstelle für informationstechnische Systeme in Krankenhäusern erarbeitet. Das Projekt ist in insgesamt vier Stufen unterteilt. Stufe Eins wurde bereits durchlaufen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogartikels ist Stufe Zwei aktiv.

Infografik Überblick über ISiK

Stufe Eins – das Basisprofil für Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern

Die Umsetzung des ISiK-Standards ist verbindlich und hat eine 24-monatige Übergangsfrist, die im Sommer 2023 abläuft. Mit Ablauf der Frist muss also als erste Stufe das ISiK-Basisprofil umgesetzt worden sein.

Das Basisprofil beschreibt die eigens zu diesem Zweck entwickelten FHIR-Ressourcen. Ein Primärsystem überträgt die FHIR-Ressourcen über das REST-basierte Application Programming Interface in Form von Datenobjekten.

Das ISiK-Basismodul ist zugleich ein Leitfaden für Hersteller und deckt mehrere Anwendungsfälle ab:

  • Suche nach Patienten:innen anhand demografischer Kriterien (z.B. Name, Adresse, Geburtsdatum)
  • Suche nach dem aktuellen Aufenthalt von Patienten:innen
  • Suche nach Fallinformationen anhand von Fallnummern
  • Abfrage der Versicherungsinformationen von Patienten:innen
  • Abfrage der Diagnosen von Patienten:innen
  • Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einige Anwendungsfälle per ISiK-Basismodul in Kombination mit weiteren Profilen und Standards umzusetzen:
  • Integration mobiler (Mess-) Geräte ohne eigene Serverinfrastruktur, um Patienten- und Fallinformationen aus dem Primärsystem oder ins Primärsystem zu übermitteln (bspw. per Scan eines Barcodes)
  • Integration selten eingesetzter Subsysteme für die interoperable Übertragung von Patientendaten ins Primärsystem
  • Integration von Entscheidungsunterstützungssystemen
  • standardisierter Ansatz für Massendatentransfer zwischen Systemen
  • Integration von webbasierten Applikationen von Drittherstellern in Primärsysteme („Fremdaufruf“)

Wurde Stufe Eins erfolgreich durchlaufen, besteht im Anschluss die Möglichkeit, die Vorgaben für Stufe Zwei zu implementieren und zu nutzen. Stufe Zwei haben wir im folgenden Abschnitt zusammengefasst.

Die digitale Patientenakte: So digitalisierst du Prozesse in Krankenhaus & Klinik

Stufe Zwei – Praxisnahe Spezifikationen für Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern

Zu Juli 2022 hat die gematik die zweite Stufe der ISiK-Spezifikationen veröffentlicht. Diese nächste Stufe des Interoperabilitätsstandards für Krankenhausinformationssysteme (KIS) wurde mit Blick auf die Bedürfnisse von Krankenhäusern und KIS-Anbietern entwickelt und ist daher sowohl praxisnah als auch benutzerorientiert.

Die erweiterten Spezifikationen beziehen sich auf folgende Bereiche:

Dokumentenaustausch

  • Ermöglicht webbasierten Applikationen die Bereitstellung neuer Dokumente in Dokumentenverwaltungssystemen

Medikation

  • Austausch von Medikationsinformationen
  • Austausch von Verordnungs- und Verabreichungsdaten

Vitalparameter

  • strukturierter Austausch von Vitaldaten im Krankenhaus
  • Verbesserung der medizinischen Versorgung und Forschung

Terminplanung

  • Dokumentation einer einheitlichen API, durch die ein Termin vereinbart und verwaltet werden kann

Sicherheit

  • nicht verpflichtend
  • ISiK-konformes abrufen von zulässigen Informationen
  • Weiterverwendung von Rollen- und Rechtekonzepten