„Ich leide nur im letzten Drittel“ – Joey Kelly über digitalen Wandel der Musikbranche, persönlichen Wandel & Tipps zum Mindset im Büro

Veröffentlicht 31.05.2022

Joey Kelly Ausdauersportler | Musiker | Unternehmer | Speaker Kelly Family GbR

Ein inspirierendes Interview mit Joey Kelly liegt hinter uns. Freut euch auf Einblicke, wie Joey Kelly den digitalen Wandel in der Musikbranche wahrgenommen hat, warum das Kelly Family Comeback ohne diesen Wandel nicht zustande gekommen wäre, hilfreiche Tipps zur Mitarbeitermotivation und was es wirklich braucht, um erfolgreich zu sein – privat und beruflich!

Joey Kelly über den digitalen Wandel in der Musikbranche

d.velop blog: Der Nachname Kelly ist nach wie vor eng mit dem Thema Musik verbunden. Es gibt und gab einen digitalen Wandel in der Musikbranche. Wie hast du diesen Wandel wahrgenommen?

Joey Kelly: Wenn ich die letzten 40 Jahre zurückblicke, wie wir als Kelly Family damals angefangen haben – Ende der 70er Jahre – als meine Eltern noch gelebt haben, dann erinnere ich mich vor allem daran, dass wir sehr viel auf der Straße gespielt haben. Die Straße war unsere Bühne. Es gab damals sehr viele Höhen und Tiefen. So ist die Musikbranche.

Von Straßenmusik, LPs, Kassetten über CDs bis hin zu Streaming

Viele glauben, dass sich nur durch Covid in den letzten zwei Jahren sehr viel gewandelt hat. Digitale Formate haben Einzug gehalten. Die Veränderungen in der Musikbranche, aber auch in jeder anderen Branche, haben sich jedoch durch die letzten 20-30 Jahre gezogen.

Eine kleine Reise in die Vergangenheit

Damals, in den 70er-Jahren hat man noch Singles, LPs verkauft. In den 80er-Jahren Kassetten. Dann kamen CDs in den 90er-Jahren, deren Verkauf einen großen Markt eröffnete, bis vor ein paar Jahren. Und jetzt geht der CD-Verkauf Richtung null. Jetzt wird gestreamt.

Wenn man als Musiker nicht mit der Zeit gegangen ist, hat man natürlich ein ganz großes Problem in der Entwicklung in der Musikbranche.

Joey Kelly

Die 90er: Bravo und MTV auf dem Vormarsch

In den 90er Jahre war Print die Plattform für Musiker:innen wie Bon Jovi, die Kelly Family und auch die Backstreet Boys. Print war die Nummer eins. Denken wir an die Bravo! Die Bravo Zeitung hatte eine Auflage von über einer Million und die Bravo hat man damals gesammelt, man hat sie nicht weggeschmissen. Die Bravo war eine Plattform, die bis zu 10 Millionen Kids und auch Erwachsene erreicht hat. Ich habe mir selbst noch im Alter von 25 Jahren die Bravo angeschaut. Da war ja für jeden etwas Spannendes drin. Es gab unter anderem eine Seite mit Rock und Heavy Metal, Techno und alles bunt gemischt.

Bravo Ausgabe 9. Mai 1996 | Quelle: altezeitschriften.de

MTV als der Musiksender der 80er und 90er Jahre

„MTV Fernsehen“, sag ich nur. Der wichtigste und größte Sender in der Musikbranche in den 80er und 90er Jahren. Heute ist dieser nicht mehr existent. Er ist heute gar keine Plattform für irgendeine Musikband mehr. Wenn du früher einen Auftritt bei MTV erhalten hast, warst du angekommen. Die haben deinen Videoclip vier, fünf Wochen fünfmal am Tag gespielt und das hat Platten verkauft wie Hölle. Damit hat man die Hallen gefüllt. In Deutschland gab es noch zudem VIVA. Das gibt es alles gar nicht mehr. Das ist alles over.

Comeback der Kelly Family dank des digitalen Wandels

Facebook Posting sorgt für volle Hallen beim Kelly Family Comeback 2017

Wir haben 2006 als Kelly Family offiziell erst einmal einen Break gemacht und sind genau zehn, elf Jahre später wieder gestartet. Am 19. Mai 2017 haben wir das erste Konzert in Dortmund gespielt, in der Westfalenhalle. Keiner wusste, ob uns zehn Jahre später jemand besuchen wird. Es gab auch keine Plattenfirmen, die daran geglaubt haben oder Veranstalter. Das Ganze lief so: Wir haben entschieden, okay, wir probieren ein Konzert in Dortmund in der Westfalenhalle. Da hat mein Bruder vor meinen Augen, mit seinem Smartphone, ein Posting auf Facebook abgesetzt und das Konzert war innerhalb von 17 Minuten mit 14.000 Leuten ausverkauft. Das zweite und dritte Konzert, welche bis zu diesem Zeitpunkt einfach nur optioniert waren, waren durch zwei Postings wieder ausverkauft. Das Erste in einer halben Stunde, das zweite in zwei Stunden. Das hätten wir wirklich nicht für möglich gehalten.

Die Kelly Family verdankt dem digitalen Wandel ihr Comeback.

Joey Kelly

Früher musste man, auch wenn man eine sehr bekannte Band war, trotzdem ein Marketingbudget von 20.000 DM in die Hand nehmen, um die Westfalenhalle zu füllen. Von vornherein Anzeigen, Plakatierung, Radiospots, alles. Heute, wenn du in einer Band bist, die eine große Fangemeinde hat, die einem folgt, bist du im stetigen Austausch mit deinen Fans. Du bist nah dran und es kostet dich rein gar nichts, deine Fangemeinde zu informieren. Letztlich hat die Kelly Family dem digitalen Wandel zu verdanken, dass wir ein Comeback gelandet haben.

Kelly Family Comeback Westfalenhalle Dortmund 2017 | Quelle: lokalkompass.de

Der Wandel der Zielgruppe der Kelly Family

Wir sind 2017 mit unserer Comeback-Tour gestartet. Knapp drei Jahre, 100 Konzerte, 1,5 Millionen Zuschauer, 2 Millionen verkaufte CDs liegen hinter uns. Jetzt im Jahr 2022 stehen wir vor einer komplett neuen Herausforderung. Wir haben ein Publikum aus verschiedenen Generationen. Wir haben das Glück, dass die meisten unserer Fans Familien mit Kinder sind und oft die ganze Familie die Kelly Family mag. Die Oma findet die Kellys cool, die Tochter, der Mann muss auch mit auf das Konzert und jetzt kommen auch die Kids.

Kelly Family goes TikTok

Dementsprechend gehören nun auch die 10- bis 20-Jährigen zu unserer Zielgruppe, die mit der Musik der Kelly Family durch ihre Eltern aufgewachsen sind. Unser Publikum besteht also aus den Fans von früher, die weniger Streaming-affin sind und der jungen Generation. Genau zu dieser Herausforderung hatten wir gestern einen Termin mit unserer Plattenfirma und haben über TikTok gesprochen. Kelly Family goes TikTok. Das hätte man wirklich vor fünf Jahren nicht für möglich gehalten. Gut, TikTok gab es vor fünf Jahren nicht, aber ich hätte niemals gedacht, dass wir mal so etwas machen. Wir kämpfen darum, in der digitalen Welt dabei zu sein. Und wir haben dieser digitalen Welt auch sehr viel zu verdanken. Denn nur dank der digitalen Welt hat die Kelly Family ein Comeback hingelegt, ohne, dass ein Investment getätigt werden musste. Es gab keinerlei Risiko. Das ist großartig.

Joey Kelly über seinen ganz persönlichen Wandel

d.velop blog: An dieser Stelle könnten wir das Interview schon beenden, denn diese Antwort war fantastisch und sehr ausführlich. Vielen Dank dafür. Uns interessiert natürlich aber auch dein ganz persönlicher Wandel. Du hast dich von der Musik als Hauptbusiness abgewandt und bist in eine andere Richtung gegangen. Warum? Was hat den Ausschlag gegeben?

Joey Kelly: Ja, also zum einen bin ich Musiker. Darüber hinaus habe ich die Ehre, seit 23 Jahren die Kelly Family Management GmbH als Geschäftsführer führen zu dürfen. Das ist eine Vertrauenssache, die ich von meinen Geschwistern erhalten habe. Das ist großartig. Da bin ich wirklich stolz drauf, dass ich das machen darf.

Von der Musik zum Extremsport

Die zweite Geschichte ist der Sport, das Abenteuer, Adventure und diese ganze Challenge. Dies verfolge ich seit über 25 Jahren. Den Sport habe ich in den 90er Jahren – genau genommen 1996 für mich entdeckt, als optimalen Ausgleich zu diesem, sag ich mal, sehr bewegten Beruf als Musiker. Denn im Musikbusiness erlebt man Höhen und Tiefen. Bei jeder neuen Platte, jeder neuen Tour, fragt man sich, ob es erfolgreich wird. Geht die Platte auf Nummer eins? Schafft man Goldplatten? Was auch immer. All diese Fragen.

Der Sport ist ein Ventil für mich. Er ist ein Ausgleich. Er gibt mir Kraft. Zudem gefällt mir einfach die Challenge, die Herausforderung.

Joey Kelly

In den letzten 25 Jahren habe ich 50 Marathons, 30 Ultra Marathons, zehn Wüsten-Läufe, viermal den Race Across America, 13 Iron Mans und viele, viele, viele andere Wettkämpfe absolviert. Ich habe Deutschland zweimal ohne Geld durchquert und und und. Mir macht das Spaß. Es ist aber auch eine Art Challenge mit mir selbst.

Joey & Luke Kelly Bulli Challenge – Von Berlin nach Peking ohne Geld – nur mit Spenden | National Geographic

Sich immer wieder aufs Neue herausfordern…

Vor elf Jahren ging ich von Wilhelmshaven zur Zugspitze, 900 Kilometer ohne Verpflegung und ohne Geld. Also wirklich Survival. Angekommen bin ich nach knapp 18 Tagen. Es war großartig, fantastisch. Dann habe ich mir das Gleiche vor vier Jahren wieder angetan. Allerdings war der Anspruch an mich selbst ein anderer, ich wollte einfach schneller sein. Ich wusste, dass ich mehr Erfahrung habe. Ich wusste, dass ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe – nicht nur mit dem Ultrasport, sondern auch dem Survival – also starte ich ohne Garantie, aber mit der Hoffnung, dass es besser wird. Und es war so: Ich war nach 15 Tagen im Ziel. Und so geht es immer weiter.

Neue Wege gehen statt Aufhören – auch in Zeiten von Covid

Die letzten zwei Jahre waren ebenfalls eine Challenge. Aufgrund von Covid war fast jeder Marathon und jede Challenge verlegt oder abgesagt. Der Nordpol Marathon, den ich eigentlich die letzten zwei Jahre machen wollte, ist aufgrund der Situation verlegt worden. Also geht man neue Wege. Für mich ist Aufhören keine Option. Sich selbst zu sagen „Okay, jetzt mache ich einfach nur eine große Pause und warte, bis alles wieder gut wird.“ Nein, das ist nichts für mich. Also habe ich mir eine eigene Challenge in Deutschland gestaltet. Diese konnte ich machen, ohne, dass ich eingeschränkt war durch Reiseregulierungen oder andere Auflagen. Eine Challenge, die ich selbst mit einem Team produzierte. In dem Fall wurde ich durch Stern TV unterstützt und es ist ein Buch für National Geographic dabei entstanden.

Challenge accepted: das grüne Band – von der Ostsee bis zur Tschechei

Die Challenge war die ehemalige innere deutsche Grenze, das grüne Band von der Ostsee bis an die Tschechei. 1400 Kilometer. Nicht nur jeden Tag mindestens 42 Kilometer abrocken und diese Strecke erleben, eine historische Strecke für die deutsche Geschichte, sondern auch jeden Tag organisiert von drei Journalisten, die ich an Bord als Team eingebaut habe. Zeitzeugen, die mich quasi jeden Tag begleitet haben und ein paar Stunden von Dingen berichtet haben, die passiert sind, als die Wände noch standen. Von West, aber auch von Ost. Das war noch fantastischer, als ich es mir je hätte vorstellen können. Es ist einfach eine großartige Geschichte. Ein paar Spitzenpolitiker und Prominente waren auch dabei. Das Zusammenspiel aus Historie und Challenge, verbunden mit der Natur, war fantastisch.

„Das grüne Band ist das längste Biotop in Europa, mit fast 1400 Kilometer und 150 Naturschutzgebieten und hat eine tolle Tierlandschaft. Aufgrund der jahrzehntelangen Sperre hat sich die Natur auf dieser Strecke stark entfaltet.“

Joey Kelly lebt für den Moment des Ankommens

d.velop blog: Du sagst, das macht Spaß und du sagst, es ist eine Leidenschaft. Aber warum tut man sich diesen Schmerz dabei an?

Joey Kelly: Also ich leide meistens nur in dem letzten Drittel. Die letzten 30 Prozent sind nur Kampf und Qual und Kopf und Mindset und vor allem der Gedanke, nicht aufzugeben. Ich lebe für den Moment des Ankommens. Ein Beispiel: Als ich die Zugspitze nach 18 Tagen geschafft habe, von Wilhelmshaven zur Zugspitze, die letzten 10 Meter, allein für diese 10 Meter und für dieses Ankommen, diesen Moment, dass man seine Grenzen erreicht und über diese hinaus gegangen ist, sodass man Gänsehaut bekommt, hat es sich gelohnt. Von diesen Momenten ernähre ich mich. Von diesem Erfolg, von diesem Ergebnis.

Ich quäle mich 18 Tage, aber ernähre mich davon mein ganzes Leben.

Joey kelly

d.velop blog: Das heißt, für dich ist das Ankommen das Ziel? Andere sagen ja, der Weg ist das Ziel. Und ob und wann man ankommt und wie schnell, spiele gar keine Rolle.

Joey Kelly: Also der Weg ist das Ziel ist sicherlich ein gutes Motto. Es gibt so Leute, die quasi sagen „Ja, ich weiß nicht genau, was ich will.“ Ich sage dann: „Mach irgendwas. Der Weg ist auch das Ziel.“ Dieser Ansatz ist auch ein gutes Konzept, aber für mich kommt nicht ankommen nicht infrage. Wie Churchill sagte: „Never ever, ever ever, give up.“ Und es hat bisher auch immer geklappt. Ich habe jede Challenge, jeden Wettkampf absolviert. Manchmal bin ich auch mittendrin, nennen wir es „geplatzt“. Ich habe die Kraft, die ich benötige, unterschätzt, habe dann vielleicht nicht optimal die Energie aufgeteilt. Der Wettkampf war dann doch viel brutaler und härter als ich gedacht habe oder wetterbedingt war es noch heißer oder es gab viel Sturm oder whatever. Trotz aller Widrigkeiten bin ich immer angekommen.

d.velop blog: Gab es jemals irgendeine Situation, irgendeine Challenge, wo du aufgegeben hast?

Joey Kelly: Nein, es gab bis jetzt kein Challenge von über 100 Challenges in den letzten 25 Jahren, bei der ich aufgegeben habe. Nein, das kam wirklich bis jetzt nicht infrage. Möglicherweise in Zukunft, wenn ich mich irgendwo schwer verletzen sollte, dann geht es nicht. Allerdings habe ich auch bereits einen Ironman mit dem gebrochenem Schlüsselbein gefinished. Ich war oft wirklich so körperlich hin, Schmerzen an den Beinen, die Füße kaputt oder offen und trotzdem ging es weiter.

Das Joey Kelly Mindset im Büro?!

d.velop blog: Du hast gerade vom Mindset gesprochen. Wenn wir das versuchen, auf den Kontext, in dem wir unterwegs sind, herunterzubrechen: Unternehmen, Menschen, die im Büro sitzen, am Computer arbeiten, vielleicht ganz andere Herausforderungen, andere Challenges haben. Wie kann ich mehr Widerstandskraft entwickeln, um die Herausforderungen zu lösen? Sogenannte Resilienz. Kannst du das auf die Dinge projizieren, die dich antreiben? Wie kann ich das transferieren, wenn ich den ganzen Tag am Computer sitze, mich aber genauso fühle, unter Druck und voller Schmerz?

Joey Kelly: Ja, die Frage, die sich stellt, ist: Wie motiviere ich mich? Ich glaube, es ist wichtig einen Beruf auszuüben, den man als Berufung empfindet. Wenn du in deinem Beruf Erfolg haben willst, dann muss es auch etwas sein, das mit Leidenschaft verbunden ist, für das man brennt. Und trotzdem gibt es den Alltag im Job. Bei mir findet auch nicht jeden Tag ein Zieleinlauf statt. Wenn ich gleich nach Frankfurt fahren muss und im Stau stehe, weil ich heute Abend mit Stern TV vier Tage drehe, dann ist es auch keine Freude.

Ich bin selbstständig, ich habe eine Steuerprüfung alle zwei Jahre. Das ist auch keine Freude, aber das gehört dazu. Es kommt auf das Ergebnis an.

Joey Kelly

d.velop blog: Es gibt da eine ganz tolle Software, die kann da helfen.

Joey Kelly: Wenn man Unternehmer ist, muss man halt auch viel, sage ich mal „Drecksarbeit“ machen, damit man ein gutes Ergebnis erhält. Wir produzieren momentan fünf verschiedene Dokus. Deshalb telefoniere ich jeden Tag stundenlang nur für die Organisation. Angefangen von dem Projekt, dass Kelly Family Schiff aufs Wasser zu legen oder den Kelly Bus nach Madrid zu fahren. Das wird quasi eine Doku über die Kelly Family History. Ein weiteres aktuelles Beispiel: Ich mache in sechs Wochen die Panamericana. Dieses Projekt ist schon seit zwei Jahren in der Organisation. Allein die ganze Organisation, die Fahrzeuge, die dort oben stehen müssen, bis es beginnt. Erst dann fängt das Abenteuer an.

Ein Team, das fetzt, als Erfolgsfaktor

Um erfolgreich zu sein, ist insbesondere eins sehr wichtig: ein geiles Team. Mit Leuten zu arbeiten, die einfach fetzen. Neben dem Team ist die Vorbereitung essenziell. Die Vorbereitung, für alles, was ich tue, ist die halbe Miete, finde ich. Auf den Punkt gebracht: Gute Vorbereitung, ein starkes Mindset und der Wille gemeinsam im Team Dinge stemmen zu wollen.

Das Erfolgsrezept der Mitarbeitermotivation nach Joey Kelly

d.velop blog: Das heißt, du arbeitest auch mit Leuten im Team zusammen? Was würdest du einem Unternehmen oder einer Unternehmensleitung raten, wie können sie denn ihre Mitarbeiter motivieren? Wie können sie dafür sorgen, dass die auch unter Belastung agieren können und dass sie dabei auch Spaß daran haben?

Joey Kelly: Ich finde es wichtig, dass in dem Unternehmen, in dem man arbeitet, eine gute Stimmung herrscht. Denn die Stimmung, finde ich, macht so 50 Prozent der Motivation aus. Durch Stimmung steigt die Motivation, Ziele zu schaffen. Neben guter Stimmung ist ein respektvolles Miteinander notwendig: Ein guter Ton, sodass sich die Leute einfach wohlfühlen. Zudem sollte man den Menschen um sich herum immer das Gefühl geben, dass sie gebraucht werden: „Ohne dich kommen wir nicht so weit.“ Außerdem ist Vertrauen unfassbar wichtig, die Sicherheit, dass man sich auf jemanden auch verlassen kann. Ich habe zusätzlich zum Betrieb der Kelly Family noch eine Mannschaft von neun Leuten. Ich bin nicht der Chef, ich bin nur zuständig, dass auch alles läuft. Wir arbeiten auf Augenhöhe. Ich habe ein Team, auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann, wo wir gemeinsam wirklich als Team dem Thema „No Limits im Business“ nachgehen.

Egal, ob Wüstenlauf oder Büro, es braucht ähnliche Skills.

Der Vergleich zwischen einem Wüstenlauf, einem Marathon, einem Iron Man und jemandem, der beruflich Gas gibt, ist zu 100 Prozent möglich. Du brauchst Ausdauer, egal, was du tust. Du brauchst Disziplin, Mut, Leidenschaft, Passion und Ziele. Also, es ist alles eins zu eins vergleichbar. Deswegen sage ich immer:

Das Leben ist ein Marathon.

Joey Kelly

Letztlich muss man auch gar keine Marathons laufen. Das ist ein Hobby, das ich gerne ausübe. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass Gesundheit wichtig ist und das schafft man über Bewegung und Ernährung. Da hat man dann einfach mehr Energie, aber Menschen müssen keine Marathons laufen. Ein Marathon ist schon so viel, dass es nicht mehr gesund ist – und das sage ICH, aber ein bisschen Bewegung ist wichtig. Bewegung ist einfach ein guter Ausgleich.

Auch ein Joey Kelly hat Ängste

d.velop blog: Wenn man dich in der Öffentlichkeit erlebt, dann ist es immer so oder wirkt es immer so: Der Joey Kelly, der kann alles, der schafft alles, was er sich vornimmt und gibt niemals auf. Das sagst du ja auch. Gibt es irgendwas wovor du wirklich Angst hast, was du dich nicht trauen würdest, was du nicht machen würdest?

Joey Kelly: Genug. Ich könnte mir zum Beispiel nie vorstellen, Tieftauchen auszuüben. Oder Höhlen. Dort bekomme ich Ängste, da denke ich, ich komme hier nie wieder raus oder ersaufe dort. Oder Base Jumping. Es gibt sehr viele Sportarten, die mich wirklich ängstigen, wo ich denke „Wow, das ist crazy.“ Das ist so außer Kontrolle, dass man wirklich nicht weiß, ob man noch lange lebt oder so.

Ansonsten Angst habe ich eigentlich nicht und mir macht das einfach Spaß, mit Leuten zu arbeiten. Ich bin jemand, der Leute liebt und ich mag einfach People und ich mag, wenn man zusammen ein Projekt angeht.

Das Geschäftsmodell von Joey Kelly: Give ten, take one.

Es gibt ein Geschäftsmodell, das ich nur empfehlen kann. Wenn du als Unternehmer halt quasi oder als Mitarbeiter oder egal was, wenn du wachsen willst und willst Leute für dich halt quasi gewinnen und willst dann halt beruflich so dastehen, dass man dich nur noch empfiehlt und du dich vor Arbeit nicht mehr retten kannst oder Aufträge. „Mehr geben als nehmen!“ Das heißt, auf Englisch geht man sogar einen Schritt weiter und sagt „Give ten, take one.“ Also gib zehn, nimm eins.

Es kommt auf den langfristigen Erfolg an

Der einzige wahre Erfolg im Leben und im Business, finde ich, ist der langfristige Erfolg. Dieser Erfolg entsteht durch das Investment in mein Team, mein Unternehmen, meine Partner, meine Kunden, meine Familie, meine Freunde und diesen mit Fairness und Loyalität zu begegnen.

Die Werte zu leben, die wir jetzt in den letzten zwei Jahren wieder verstärkt erfahren haben, darauf kommt es an. Auch im Business.

Joey kelly

Durch die Lockdowns haben wir erkannt: Wer ist wirklich für mich da, wenn es hart auf hart kommt? Wer ist meine Familie? Diese Fragen sind aktueller, denn je.

Um diesen langfristigen Erfolg im Business zu sichern, muss man mehr geben als nehmen. Nur so kann man wachsen. Solltest du hingegen jemand sein, der schnelles Business machen will und auf schnelles Geld aus ist, hinterlässt du eine negative Spur hinter dir. Wie weit soll das gehen? Wir sind heute in der digitalen Welt. Transparenz ist zu 100 Prozent vorhanden. Keiner kann sich im Business verstecken. Das ist vorbei. Du kannst nicht nach Frankreich gehen wie früher und keiner weiß, wo du herkommst. Nein, wir sind überall auf der ganzen Welt.

d.velop blog: Ich hätte noch 1000 Fragen, aber ich glaube, das ist ein sehr, sehr schönes Schlusswort auch für dieses Interview. Ich kann nur sagen, vielen herzlichen Dank für die tiefen, herzlichen und offenen Eindrücke.