Künstliche Intelligenz in Versicherungen: Agentic AI & Dokumentenmanagement im Fokus

Veröffentlicht 26.09.2025

Hendrik Fundermann COO Financial & Professional Services d.velop

d.velop blog Beitragsbild künstliche Intelligenz Verischerungen

Unser Senior Solution Engineer Florian Breuer war zu Gast im Digital Insurance Podcast bei Jonas Piela. Gemeinsam haben sie darüber gesprochen, wie Agentic AI und moderne Dokumentenmanagementsysteme Versicherungen transformieren können. Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Gespräch haben wir hier für dich zusammengefasst.

Die Datenflut in der Versicherungswelt

Versicherungen sind seit jeher datengetrieben. Vertragsbedingungen, Policen, Schadenakten, regulatorische Vorgaben und interne Richtlinien bilden das Fundament der täglichen Arbeit. Doch genau diese Fülle an Informationen wird zunehmend zum Problem. Jeden Tag erreichen Versicherungen neue Dokumente über Post, E-Mail oder digitale Portale. Hinzu kommen Ausgangsdokumente wie Policen, Schadenbescheide oder Rechnungen, die ebenfalls gespeichert und verwaltet werden müssen.

Traditionelle Dokumentenmanagementsysteme haben diesen Prozess zwar bereits vereinfacht, stoßen aber bei der Menge und Komplexität an ihre Grenzen. Mitarbeitende müssen oft manuell suchen, sich durch Ordnerstrukturen klicken und unterschiedliche Systeme parallel nutzen. Hier zeigt sich, warum Künstliche Intelligenz in Versicherungen einen entscheidenden Unterschied macht: Sie wandelt reine Ablage in aktives Wissensmanagement um.

Von generativer künstlicher Intelligenz zu Agentic AI

Der technologische Durchbruch kam 2023, als Tools wie ChatGPT oder Copilot zeigten, wie leistungsfähig generative KI sein kann. Zum ersten Mal war es möglich, in natürlicher Sprache mit einem Computer zu kommunizieren und sofort präzise Antworten zu erhalten. Für viele war dies eine Revolution, für Versicherungen eine Chance, den Umgang mit Wissen grundlegend zu verändern.

Agentic AI geht dabei einen Schritt weiter. Sie versteht nicht nur Anfragen, sondern ist in der Lage, Handlungen auszuführen, Prozesse zu steuern und Informationen gezielt aus Dokumentenbeständen zu extrahieren. Der d.velop pilot ist ein Beispiel für ein solches System. Er analysiert ganze Aktenbestände, clustert Dokumente nach Gültigkeit und liefert Antworten auf konkrete Fragen – und das immer mit direktem Verweis auf die entsprechenden Quellen.

4 typische Einsatzszenarien von Künstlicher Intelligenz in Versicherungen

1. Effizienterer Kundenservice

Stellen wir uns eine klassische Situation im Kundenservice vor: Ein Kunde ruft an und fragt, ob sein E-Bike gegen Diebstahl versichert ist und bis zu welchem Betrag. Der Mitarbeitende hat zwar Zugriff auf die Vertragsunterlagen, kennt aber nicht alle Details. Ohne KI müsste er entweder lange suchen oder den Fall an eine Fachabteilung weiterleiten. Mit einem KI-Assistenten ist die Lösung einfach. Die Frage wird eingegeben, der Assistent durchsucht die relevanten Dokumente und liefert sofort eine präzise Antwort. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Kundenzufriedenheit.

2. Automatisierte Dokumentenprozesse

Täglich landen bei Versicherungen unzählige Eingangsdokumente. Das können Briefe, gescannte Unterlagen, PDFs oder Portal-Uploads sein. KI kann diese automatisch erkennen, klassifizieren und der richtigen Akte zuordnen. Gleichzeitig werden auch Ausgangsdokumente wie Policen oder Nachträge revisionssicher gespeichert. Auf diese Weise entsteht ein lückenloser, automatisierter Dokumentenfluss, der Zeit spart und Fehler reduziert.

Referenzstory DMB Rechtsschutzversicherung: In Rekordzeit zur integrierten Dokumentenverarbeitung

Compliance und Revisionssicherheit

Ein wesentlicher Vorteil von künstlicher Intelligenz in Versicherungen liegt in der Einhaltung von Compliance-Anforderungen. Versicherungen arbeiten mit hochsensiblen Daten und sind verpflichtet, revisionssicher zu dokumentieren. Moderne KI-Systeme liefern deshalb nicht nur Antworten, sondern verweisen immer auch auf die zugrunde liegenden Dokumente. Dadurch wird jede Auskunft überprüfbar und nachvollziehbar. Das minimiert Risiken und schafft Vertrauen.

Nutzung internen Wissens

Auch intern profitieren Versicherungen erheblich. Richtlinien, Arbeitsanweisungen oder regulatorische Vorgaben können einfach über eine Suchanfrage abgerufen werden. Statt sich durch lange Handbücher zu arbeiten oder auf Rückmeldungen aus Fachabteilungen zu warten, erhalten Mitarbeitende sofort die benötigten Informationen. Das beschleunigt interne Abläufe und erhöht die Qualität von Entscheidungen.

Technologische Grundlagen von KI in Versicherungen

Damit Künstliche Intelligenz in Versicherungen ihre Wirkung entfalten kann, braucht es eine Kombination mehrerer Technologien.

  • Vektordatenbanken bilden die Basis, indem sie unstrukturierte Daten wie PDFs oder Scans in eine für die KI verständliche Form übersetzen. So kann das System erkennen, dass Begriffe wie „Fahrrad“ und „E-Bike“ zusammengehören, auch wenn sie unterschiedlich formuliert sind.
  • Dokumentenmanagementsysteme stellen sicher, dass alle Informationen revisionssicher gespeichert und komplexe Berechtigungsstrukturen eingehalten werden. Quellenverweise sorgen dafür, dass jede Antwort nachvollziehbar bleibt und Mitarbeitende die Dokumente direkt einsehen können.
  • Schnittstellen kommen hinzu, um strukturierte Daten aus Bestandsführungssystemen und CRM-Lösungen mit unstrukturierten Dokumenten zu verbinden.

Herausforderungen für Versicherungen

Die Einführung von künstlicher Intelligenz in Versicherungen bringt nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen. Eine zentrale Hürde ist die Frage der Berechtigungen. Versicherungen müssen garantieren, dass KI-Systeme die gleichen Zugriffsrechte beachten wie bestehende DMS-Lösungen. Hinzu kommt das enorme Datenvolumen, das effizient verarbeitet werden muss. Transparenz ist ein weiterer kritischer Punkt, da Mitarbeitende und Kunden nur dann Vertrauen in die Technologie entwickeln, wenn Antworten überprüfbar sind.

Darüber hinaus stehen Versicherungen vor der strategischen Entscheidung, welche Technologien sie selbst entwickeln und welche sie einkaufen. Ein eigenes Large Language Model zu trainieren, ist kosten- und ressourcenintensiv. Daher liegt der Fokus eher darauf, bestehende Lösungen einzubinden und mit den unternehmenseigenen Daten zu füttern.

Strategische Chancen durch KI in der Versicherungsbranche

Richtig eingesetzt, eröffnet Künstliche Intelligenz in Versicherungen enorme Potenziale. Versicherer können Bearbeitungszeiten verkürzen, Fehlerquoten senken und den Kundenservice verbessern. Gleichzeitig steigt die Attraktivität als Arbeitgeber, da Mitarbeitende von Routinetätigkeiten entlastet werden und sich stärker auf wertschöpfende Aufgaben konzentrieren können.

Ein weiterer Vorteil liegt im Wettbewerb. „Versicherungen, die frühzeitig in KI und Dokumentenmanagement investieren, schaffen sich einen klaren Vorsprung gegenüber Mitbewerbern“, betont Florian Breuer. Kunden erwarten heute schnelle, präzise und verlässliche Antworten. Wer diese liefern kann, stärkt nicht nur die Kundenbindung, sondern gewinnt auch das Vertrauen potenzieller Neukunden.

Die DMB-Rechtsschutz-Versicherung macht es vor, sie schafften es in Rekordzeit zur intelligenten Dokumentenverarbeitung. Sie optimierten mit Buildsimple und der d.velop die intelligente Dokumentenverarbeitung im Posteingang und das in nur 8 Monaten.

Ausblick: Die Zukunft von KI in Versicherungen

Die Entwicklung von Agentic AI steckt noch am Anfang. Künftig werden Assistenten nicht nur Fragen beantworten, sondern aktiv Prozesse steuern können. Denkbar ist zum Beispiel, dass ein KI-System Schadenmeldungen eigenständig aufbereitet, fehlende Dokumente anfordert oder sogar Handlungsvorschläge für die Regulierung erstellt. „Auch im Underwriting oder im Risikomanagement könnte KI eine zentrale Rolle spielen“, so Florian Breuer.

Für Versicherer bedeutet das: Wer jetzt die Grundlagen schafft und Daten intelligent strukturiert, kann in Zukunft deutlich schneller von neuen Technologien profitieren. Künstliche Intelligenz in Versicherungen ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein nachhaltiger Wandel, der Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle langfristig prägen wird.

Fazit: KI als Chance, nicht als Ersatz

Agentic AI und modernes Dokumentenmanagement sind der Schlüssel für die digitale Transformation in Versicherungen. Sie schaffen Effizienz, stärken die Compliance und heben den Kundenservice auf ein neues Niveau.

Das zentrale Erfolgsrezept besteht darin, die Technologie nicht als Bedrohung, sondern als Enabler zu sehen. KI ersetzt keine Menschen, sondern unterstützt sie. Versicherungen, die frühzeitig investieren und den Einsatz strategisch planen, sichern sich nicht nur einen technologischen Vorsprung, sondern auch das Vertrauen ihrer Kunden.

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