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In der aktuellen Klimadebatte hat sich Anfang des Jahres auch der amerikanische Software-Konzern Microsoft zu Wort gemeldet und geht in die Offensive.
Die Aussage des amerikanischen Tech-Giganten: Das Unternehmen möchte bis 2030 CO2-neutral sein und bis 2050 sogar alle Emissionen der Unternehmensgeschichte ausgleichen.
Ein ehrgeiziges Unterfangen, bei dem meines Erachtens vor allem die konkrete Durchführung für den Erfolg entscheidend sein wird. Denn allein mit Kompensation wird es nicht getan sein, wenn ein echter gesellschaftlicher Beitrag geleistet werden soll. Bei allem, was man bereits in puncto Konkretisierung nachlesen konnte, versteht es auch Microsoft genauso.
Ich persönlich halte dieses Vorhaben für vorbildlich, denn ich bin überzeugt davon, dass Unternehmen heute einen gesellschaftlichen Beitrag leisten müssen. Wir dürfen also gespannt sein.

Microsoft ist bei weitem – und das ist eine weitere gute Nachricht – nicht allein mit der Idee, gesellschaftlichen Beitrag zu leisten – oder auch ganz konkret: CO2-Einsparungen herbeizuführen.
Auch wir bei der d.velop bieten viele Werkzeuge in Form von Software und Services für das papierlose Büro und bieten Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen mit unseren Enterprise Content Services die Möglichkeit papierbasierte Prozesse zu digitalisieren und damit Papier im Büro zu vermeiden.
Dabei sehen wir als klaren Mehrwert nicht nur die Prozessoptimierung und daraus resultierenden Zeiteinsparungen, sondern insbesondere auch die Nachhaltigkeit. Aber wie nachhaltig ist die Nutzung eines ECS überhaupt?
Kann die Umstellung auf ein Dokumentenmanagement-System auch Ihr Unternehmen dazu befähigen nachhaltiger zu agieren bzw. zu sein? Kann es CO2 sparen, indem es auf Papier verzichtet?
Dies habe ich recherchiert und war etwas überrascht, dass es auf diese Frage noch keine Abhandlungen und einfachen Antworten gab.
Mein Vorschlag: Lassen Sie uns das doch einfach gemeinsam an dieser Stelle herausfinden.
Das papierlose Büro: Seit Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit
Ich muss gestehen, dass das vollkommen papierlose Büro seit vielen Jahren – ja seit Jahrzehnten – eine ganz persönliche Herzensangelegenheit von mir ist, die letztlich 100%ig einzahlt auf unsere Unternehmensziele sowie darüber hinaus auch auf gesellschaftliche Ziele – aber halt! Dies gilt es es ja zunächst überhaupt erst einmal festzustellen.
Die zentralen Fragen also sind: Kann man mit der Nutzung von Software oder Softwareservices zur Verwaltung und zur Nutzung von Dokumenten gegenüber der Verwendung bedruckten Papiers eine CO2-Einsparung erreichen?
Und wenn ja: Wie hoch ist diese Einsparung?
Die Nutzung eines Nachhaltigkeitsrechners ist ein guter Anhaltspunkt, um diese Fragen zu beantworten. Davon gibt es diverse im Netz zu finden. Wichtig bei der Entscheidung, welchem dieser Rechner man vertrauen sollte, ist es, die Quelle der Daten zu kennen, auf welchen die Berechnungen beruhen.
Eine verlässliche Quelle ist beispielsweise der Rechner von papiernetz.de, denn dieser basiert auf der IFEU-Studie, welche wiederum wissenschaftlich ermittelte Analyseergebnisse und weitere Studien berücksichtigt. Dabei werden Angaben zu den Primärquellen genannt u.a. auch die des Umweltbundesamtes.
Das sind die die Emissionen und Verbräuche pro Blatt Papier
Der Rechner zeigt auf, inwiefern sich der Einsatz von Recyclingpapier gegenüber Frischfaserpapier positiv auf die Umwelt auswirkt. Hierfür wird nicht nur die Differenz der beiden Papierarten aufgezeigt, sondern es werden auch die Gesamteinträge, Emissionen und Verbräuche der beiden Papierarten angegeben. Das ermöglicht es uns, die Emissionen und Verbräuche pro Blatt Papier exakt zu ermitteln.
Emissionen und Verbräuche pro produziertem Blatt Papier
Holz | 10,281 g |
Wasser | 0,211458 l |
Energie | 43,394 Wh |
CO2 | 5,021 g |
Man kann also unter Nennung von belastbaren Quellen feststellen, wie viel CO2 pro Blatt freigesetzt wird; wie viel Holz verbraucht wird; wie viel Wasser und wieviel Energie – dabei bereits ausgehend von Holzquellen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Holz selbst gilt damit bereits als CO2 neutral. Dabei hat Recyclingpapier eine bessere Umweltbilanz als Frischfaserpapier. In der Realität liegen wir heute allerdings bei den Sorten der Druck- und Büropapiere erst bei einem Altpapieranteil von derzeit 31 Prozent mit leicht steigender Tendenz. Und dabei haben Recyclingpapiere keine nachweislichen Nachteile in puncto Qualität, Optik und Archivierbarkeit.
In der obigen Tabelle wurde insofern ein Durchschnittswert auf Basis der tatsächlichen Verwendung zugrunde gelegt – der tatsächliche Mix aus Recycling und Frischfaserpapier.
Das sind die die Emissionen und Verbräuche pro bedrucktem Blatt Papier
Natürlich sind die Blätter Papier, die wir im Büroalltag nutzen, nicht blank, sondern bedruckt. Die eben genannten Zahlen genügen ergo noch nicht, um die Belastung der Umwelt in Gänze zu erfassen. Es kommen noch freigesetzte Schadstoffe und Verbrauchsmengen pro getätigtem Ausdruck hinzu. [Stand-By-Zeiten unberücksichtigt].
Auch hier finden sich verlässliche Quellen, die für eine Berechnung zu Rate gezogen werden können. Eine eigene Berechnung in Anlehnung an die Quellen von ezeep.com und stromverbrauchinfo.de lässt die Annahme zu, dass eine Energieaufnahme von 500 Watt im Druckmodus stattfindet – bei einer Leistung von 30 Seiten pro Minute einen Verbrauch von 0,28 Wh pro Seite ergibt und damit 0,133 g CO2 mehr an Belastung. (474g CO2 / KWh im deutschen Strommix -> 0,474g / Wh).
Wir müssen entsprechend unsere Zahlen von oben durch das Bedrucken des Papiers nach oben korrigieren.
Emissionen und Verbräuche pro bedrucktem Blatt Papier (einseitig):
Holz | 10,281 g |
Wasser | 0,211458 l |
Energie | 43,674 Wh |
CO2 | 5,154 g |
Diese Berechnung ist sehr günstig für den Papierdruck ausgelegt, also sehr belastbar. Letztlich kämen beispielsweise – wenn man Anlaufphase und die Herstellung des Druckers mit einbeziehen würde – noch mehr als 1 g dazu.
Okay, die nackten Zahlen klingen jetzt erstmal sehr abstrakt. Dann lassen Sie uns diese Zahlen einmal in Relation setzen.
Rechenbeispiele
Meine Heimatstadt Ahaus beispielsweise versendet, wie vermutlich alle Städte, einmal im Jahr die Gebührenabrechnung an alle Haushalte. Die Gebührenabrechnung umfasst 2 Seiten, versendet wird diese an ca. 15.000 Haushalte – das macht 30.000 Seiten bedrucktes Papier, summa Summarum sind das 154,62 kg CO2. Zum Vergleich: Mit einem etwas größeren PKW können Sie damit etwa 1000 km fahren.
Oder nehmen wir eine mittelgroße Bank mit 100.000 Kunden, die ihre Jahresschreiben über Einlagensicherung etc. versendet:
3 Seiten pro Kunde, 300.000 Seiten, entsprechen mehr als 1, 5 Tonnen CO2 – für einen einzigen Zustellvorgang an alle Kunden (eigentliche Zustellung und Briefumschlag sowie Kuvertierung nicht mit eingerechnet …).
Die Kehrseite der Medaille – Wie belastet das digital gespeicherte Blatt die Umwelt?
Natürlich – auch digital gespeicherte Dokumente verbrauchen Ressourcen und erzeugen Schadstoffe. Nichts ist ressourcentechnisch zum Nulltarif zu haben. Deswegen ist es unabdingbar auch die jeweilige Menge des Verbrauchs / Schadstoffs pro digital gespeichertem Blatt zu ermitteln, um letztendlich die Nettoersparnis eines DMS pro Blatt Papier zu berechnen.
Eine internationale Studie hat berechnet, dass pro Gigabyte (1.048.576 KB) Datenverkehr 0,006 Kilowattstunden verbraucht werden. Auf Quarks gibt es hierzu einen sehr anschaulichen Vergleich aus dem Alltag: „Für eine Stunde Netflix bei Full-HD Auflösung werden circa drei Gigabyte Daten verbraucht – eine 30-Watt-Lampe kann mit dieser Energie circa 36 Minuten brennen.“ (Wobei ich habe mich bei diesem Vergleich gefragt habe, was mir das sagen soll – dass ich aus Umweltgründen besser Netflix schauen, als Lesen soll? 😉)
Und damit zurück zu unserem Anwendungsbeispiel: Egal ob On Prem oder in der Cloud – wenn ich also mein Dokument aus dem elektronischen System aufrufe, entsteht jedes Mal dieser Verbrauch. Speicherung, Herstellung etc. ist bereits darin enthalten.
Wir gehen davon aus, dass 1 Ausdruck Papier = 10 Aufrufen eines digitalen Dokuments pro Jahr entspricht, da die Dokumente ja mehrfach gelesen werden bzw. mehrfach darauf zugegriffen wird. Das Papierdokument hingegen verursacht lediglich ein einziges Mal Emissionen und Verbräuche. Resultat einer solchen Gegenüberstellung ist übrigens die häufige Annahme, dass ein physisches Archiv CO2 neutral ist.
Wir nehmen an, dass eine Seite PDF eine durchschnittliche Größe von 75 KB hat (variiert je Anwendungsfall) und man benötigt die Dateien durchschnittlich 3 Jahre lang im aktiven Zugriff. Bei 10 Aufrufen im Jahr über einen Zeitraum von 3 Jahren. verbraucht bei diesem Anwendungsszenario eine Seite demnach 0,00001287 KWh und damit 0,0061 g CO2.
Emissionen und Verbräuche durch Einsatz ECM pro Seite:
Holz | 0 g |
Wasser | 0 l |
Energie | 0,01287 Wh |
CO2 | 0,0061 g |
Damit ergibt sich eine
Netto-Ersparnis durch Einsatz ECM pro Seite:
Holz | 10,281 g |
Wasser | 0,211458 l |
Energie | 43,661 Wh |
CO2 | 5,148 g |
Die Produktion von Papier hat also den mit Abstand größten Anteil am Ressourcenverbrauch. Im CO2-Verbrauch liegt es mit mehr als dem Faktor 800 über dem CO2-Verbrauch, bzw. dessen Freisetzung, die bei rein digitaler Nutzung anfällt.
Rechnet man beim Papier Druck, Druckerherstellung, Archivraumherstellung etc. mit ein, ist der Faktor sehr belastbar bei über 1000.
Diese Zahl halte ich für bemerkenswert und hat mich im Rahmen der Herleitung ehrlich erstaunt. Hätte diese Zahl bei Faktor 1, 1,37, 2, 3 oder 10 gelegen, hätte man trefflich über die zugrunde liegenden Annahmen diskutieren können und wäre möglicherweise zu dem Schluss gekommen, dass digitale Technologien in diesem Beispiel nicht oder nicht in dem Maße die erhoffte Verbesserung bringen. Aber wir haben festgestellt, dass der Faktor sehr stark zugunsten von Papier hergeleitet bei mindestens 800 liegt, realistisch eher bei 1000. Bei diesem Ergebnis liegt die Konsequenz auf der Hand.
Fast schon Fun-Fact, eine Erwähnung wert und netter Nebeneffekt: Holz und Wasser werden übrigens in digitalen Prozessen gar nicht verwendet.
Wenn es also das gesellschaftliche Ziel ist, Ressourcen einzusparen, dann müssen wir doch dafür sorgen, dass alle Prozesse, bei denen wir mit Dokumenten zu tun haben derart digitalisiert werden, dass kein temporärer Ausdruck mehr stattfindet, kein Medienbruch, sondern die rein digitale Verarbeitung.
Der sehr große Faktor zuungunsten von Papier zeigt dabei aber auch, wie wichtig es ist, ein Dokumentenmanagementsystem auch tatsächlich konsequent anzuwenden. Wird der Bequemlichkeit halber nur einmal ausgedruckt, ist die sehr positive Bilanz schon dahin. Nur die wirklich disziplinierte Anwendung eines DMS oder ECS verbunden mit durchgängig digitalen Prozessen ist wirklich umweltfreundlich – dafür aber umso stärker.
Positive ökologische Wirkung von ECM
Was heißt das nun alles?
Wo fangen wir an? Müssen wir jetzt unsere Unternehmen von heute auf morgen auf den Kopf stellen?
Nun – wir haben doch gerade aktuell alle gemeinsam in der Coronakrise gelernt, dass sehr viele Dinge sobald es notwendig ist, oftmals sehr pragmatisch und aufwandsarm umsetzbar sind. Und dazu gehören auch viele digitale anstelle papiergebundener Prozesse, die in den kurzfristig umgesetzten Homeoffice-Situationen mit einem Male notwendig – und möglich gemacht – wurden. Dazu gehören zum Beispiel auch digitale Unterschriftenprozesse, für die wir mit der d.velop eigens für diese außergewöhnliche Situation eine kostenlose Lösung bereitgestellt haben und weiterhin bereitstellen. Auch die rechtssichere digitale Zustellung von Dokumenten im Gegensatz zum obigen papiergebundenen Beispiel ist sehr einfach umzusetzen.
Und mit der Gesamtheit unserer Lösungen – so das Feedback einiger Kunden, dass mich erreicht hat – war es oftmals mit einigen wenigen kleinen Schritten und Anpassungen auch sehr leicht möglich, von dem einen auf den anderen Tag mit der gesamten Verwaltungsbelegschaft in das Homeoffice und damit zu vollständig digitalen Prozessen zu wechseln – so war es bei uns selbst auch. Meine Erfahrung habe ich auch hier im Blog festgehalten.
Es sind also, wenn gewisse Voraussetzungen vorliegen, oftmals gar nicht mehr die großen Anpassungen, sondern eher die kleinen Schritte. Und keine Angst:
Unsere Experten können, falls Hürden auftreten sollten, unkompliziert und schnell helfen – auch dafür haben wir ein eigenes Leistungsangebot geschaffen.
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— d.velop (@d_velop) April 28, 2020
Was aber fast noch wichtiger ist: Es bedarf neben der Herausforderung durch die äußeren Umstände, die zwar eine Beschleunigung erreichen, nicht aber den Scope festlegen, meines Erachtens vor allem auch einer menschlichen Triebfeder.
Nur wenn diese Faktoren zusammenkommen, können wir tatsächlich ein zielgerichtetes Vorankommen feststellen. Es ist immer der Mensch, der die Richtung angibt, der das Ziel definiert, nicht die äußeren Umstände.
Ein Lob an die mutigen Entscheider
Und an diesem Punkt möchte ich einmal die Gelegenheit nutzen und ein großes Lob loswerden. Es ist sehr begeisternd zu sehen, wie zielgerichtet viele Entscheider unserer Kunden genau diese führende Rolle eingenommen haben. Manche bereits seit vielen Jahren. Genau in diesen Unternehmen sind in den letzten Wochen signifikante Digitalisierungserfolge erzielt worden.
Und genau in diesem Punkt kann ich allen Mut machen, die gern mehr Momentum in die Digitalisierung bringen wollen:
Probieren Sie die Tools und Werkzeuge, die es gibt, einfach aus. Buchen Sie entsprechende Services und machen sich selbst ein Bild. Gerne auch mit unserer Unterstützung und: Gehen Sie selbst, nicht ihr Unternehmen, Sie selbst mit gutem Beispiel voran. Probieren Sie die Werkzeuge aus und leben Sie die digitalen Umsetzungen vor.
Lassen Sie uns mit gutem Beispiel vorangehen
Ich selbst habe vor einigen Jahren zum Beispiel privat alle Papierbelege und Papierdokumente einscannen lassen und digital mit einem der fantastischen „d.velop-Werkzeuge“ (welches übrigens jedem Endanwender nach wie vor kostenlos zur Verfügung steht) gespeichert.
Es bedarf zugegebenermaßen einer kurzen Umgewöhnung und durchaus auch der Anpassung einiger Prozesse (z.B. konsequent weiterhin alles am gleichen Ort abzulegen) – aber die „Belohnung“ in Form von überall verfügbarer Dokumente aus der Cloud sowie der medienbruchfreien Weiterverarbeitung zum Beispiel neuerdings für die digitale Unterschrift innerhalb von Sekunden überwiegt bei weitem.
Und jetzt, wo ich weiß, dass ich selbst fast eine halbe Tonne CO2 allein mit der privaten digitalen Dokumentenablage eingespart habe, habe ich gleich noch einen triftigen Grund mehr.
Insofern und berechtigterweise die Frage:
Was hält Sie noch ab?
Quellen:
http://www.papiernetz.de/wp-content/uploads/ifeu-studie_langfassung.pdf
https://www.umweltbundesamt.de/papier-druckerzeugnisse#textpart-2
https://papierwende.de/okobilanz-pro-recyclingpapier/
https://www.ezeep.com/de/co2-neutral-drucken/
https://www.stromverbrauchinfo.de/stromverbrauch-bei-druckern.php
https://www.quarks.de/technik/energie/so-viel-energie-verbraucht-das-internet/
Kommentare
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Kolja P. Debus Mai 13, 2020
Moin Herr Dönnebrink, moin d-velop-Team.
Danke für die umfangreichen Gedanken.
Bin gestern auf dem d-velop-Forum auf die Überlegung aufmerksam geworden. Jetzt liegt es mir fern, die Qualität der Produkte infrage zu stellen.
Die Qualität der Herleitung erscheint mir aber nicht dem Qualitätsanspruch von d-velop zu genügen. Sie vergleichen die Herstellungskosten + Produktionskosten eines bedruckten Blatts Papier.
Leider nur mit den Aufrufkosten einer Seite PDF. Konsequenter Weise wären die Aufrufkosten für ein bedrucktes Blatt Papier zu vergleichen.
Das Maß an Energie, das die Durchschnittsperson benötigt, um vom Büro in den Keller zu laufen. Die PDF liegen leider auch nicht an der frischen Luft, sondern auf SSD/HDD-Speicher, in Metallgehäusen, verbunden mit Kupfer/Glasfaser usw.
Muss aus Ressourcen hergestellt werden.
Die laufen Tag und Nacht und nicht nur, wenn ich eine Seite abrufe. Was ja ganz gut so ist. :-)
Dazu kommen Kühlsysteme.
Und ein Backup-System. Und auch das muss gekühlt werden. Und beide verbunden. Wenn das alles "in der Cloud", also dem Rechner von jemand anderem, liegt, mag das recht effizient sein.
Wenn aber Anwender*innen ihre eigenen Hosts verwenden, ist das nicht unbedingt state of the art.
Sehr viel weniger energieffizient als die Übertragung von Netflix, welche hochgradig optimiert für genau einen Datentyp ist. Last but not least: was brauche ich, um ein Stück Papier zu betrachten?
Nun, in meinem Fall eine Brille und meine Augen. Im Kellerarchiv noch ein LED-Leuchtmittel. Bei der PDF: einen Rechner, ggf. mit Monitor, Tastatur, dem ganzen Klimbim.
Bei uns wird der alle vier Jahre ausgetauscht. Dann steht da ein neuer Rechner, der produziert, versendet, betrieben werden muss.
Server haben eine längere Lebenszeit, aber nehmen wir mal zehn Jahre an.
Für WORM-Speicher 20 oder 30 Jahre. Wir haben Papiere in unserem Archiv, die liegen da seit 70 Jahren. Manchmal eine erschreckende Vorstellung.
Aber seit diesen 70 Jahren hat dieses Papier, außer Transport und die eine oder andere Kopie, keine weiteren CO2-Emissionen verursacht.
Leider (bezogen auf das Digitalisierungsargument) immitiert Papier auf Dauer auch wieder CO2. Ich freue mich über Ihre Produkte und Ihr Engagement.
Und darauf, d3 endlich bei uns einsetzen zu können. Aber machen Sie es sich bitte nicht so einfach.
Das wirkt eher wie greenwashing als die wirklich interessierte Frage, ob Digitalisierung - beim Ersetzen von Papier - einen positiven Effekt auf die CO2-Emissionen hat.
Sehr bald wird Ihre Tochter gebildet genug sein, um die Rechnung nachzuvollziehen. Und dann sind Kinder in einem Alter, in dem sie wahnsinnig gerne mit Papa streiten. ;-) Danke für die anregenden Gedanken. Mit fröhlichen Grüßen aus Berlin und dem Homeoffice
Mario Dönnebrink Mai 15, 2020
Lieber Herr Debus,
zunächst einmal herzlichen Dank für die Teilnahme an unserem d.velop forum 2020 – es sind vor allem die Teilnehmer, die den innovativen und dialogorientierten Charakter unserer Veranstaltungen prägen. Und gleich noch einmal:
Ein herzliches Dankeschön für Ihre berechtigten Fragestellungen, die erkennen lassen, dass Sie sich intensiv Gedanken zu dem Thema gemacht haben.
Durch diesen Umstand habe ich hier und jetzt die Gelegenheit, an genau diesen Punkten nachzuschärfen.
Denn auch ich habe es mir alles andere als leicht gemacht. Und genauso wie Sie, reagiere ich sehr allergisch auf Greenwashing.
Vor allem, da es in dieser Angelegenheit um ein Herzensanliegen von mir geht, weshalb wir bei d.velop das Thema Nachhaltigkeit seit langer Zeit sehr konsequent – bislang im Stillen – verfolgen.
Und damit wären wir schon bei Ihrem ersten Argument, zum dem ich gerne direkt Stellung beziehen möchte: Dem „Leichtmachen“.
Nicht alles, was leicht aussieht, ist auch tatsächlich leicht.
Ich habe die sehr populäre und bekannte Auswertung von Streamingverbräuchen, die vor ein paar Wochen durch die Medien ging, aufgegriffen, weil sie zunächst viele Leser „entsetzt“ hat, weil die Verbräuche / Emissionen, die damit verbunden sind, derart hoch erschienen. Die gesamte Digitalisierung – das schien bewiesen – sei damit einer der Verursacher, nicht der Beseitiger, nicht die Lösung, so der Tenor.
In der Tat kommt da natürlich einiges zusammen, was die Ersteller der entsprechenden zugrundeliegenden Studie durchaus auch nachweisen wollten.
Um diesen Punkt nur in Bezug auf Dokumente zu hinterfragen, haben wir vergleichbare Szenarien ausgewertet und letztlich Beispiele vollständiger Systeme von Mittelständlern genau betrachtet (nicht jeder speichert so effizient wie Netflix…), um die Werte zu vergleichen. Die Ergebnisse weichen, je nach eingesetzten Technologien, teils voneinander ab. Teils wurden die Werte bestätigt.
Letztlich ist es aber möglich, ähnlich effiziente Systeme, wie beim Streamen zu nutzen, indem auf hocheffiziente Cloudsysteme zurückgegriffen wird. Ist letzteres der Fall, dann kommt man in der Tat auf sehr ähnliche Werte.
Insofern haben wir viele Vergleichsrechnungen angestellt und es uns alles andere als “leicht” gemacht.
Auch wenn es in dem Blogbeitrag auf dem ersten Blick möglicherweise nicht danach aussehen mag. Deutlich gemacht habe ich in meinem Blogbeitrag, dass wir es uns und vor allem den Lesern, in einem Punkt dann doch leicht machen möchten: Der Blogbeitrag erhebt nicht den Anspruch einer wissenschaftlich genauen, abschließenden und exakten Bewertung. Ich bin der Überzeugung, dass dies im Artikel deutlich kommuniziert ist. Es geht um die Tendenz: Sprechen wir von Faktor 2, 10 oder 1000? Und die festgestellte – von intensiven eigenen Recherchen bestätigte Tendenz – spricht hoffentlich für sich.
Und damit möchte ich überleiten zum zweiten Argument: Das „Speichern / Kühlen / Backup vergessen“.
Ich denke, das ergibt sich schon aus meinen Ausführungen zu Punkt 1. Zudem hatte ich es sehr kurz im Beitrag angerissen: Bei der Vergleichsrechnung ist das Speichern, Kühlen, Backup etc. natürlich bereits „im Abruf“ enthalten.
Auch ein gestreamter Film muss vorher gespeichert werden, damit er zum Abruf bereitsteht. Diese Aspekte – insbesondere das klimaschädliche Kühlen der Rechenzentren – sind in den entsprechenden Studien berücksichtigt.
Zum Argument Nummer 3: „Papier erzeugt keine weiteren Emissionen“.
Die Annahme kann ich grundsätzlich nachvollziehen, wenngleich sie aber nicht ganz richtig ist.
Ich hatte dargestellt, dass ich diese Faktoren freundlicherweise zugunsten von Papier gleich ganz weggelassen hatte – aber auch der Drucker muss hergestellt werden, wird nach drei oder vier Jahren ausgetauscht, verbraucht Energie im Standby-Modus, der Archivraum wird unter Nutzung von Energie und Ressourcen gebaut und beheizt. Das alles setzt zusätzliches CO2 frei und belastet obendrein den Fußabdruck von Papier.
Argument Nummer 4: „Der abrufende Rechner setzt auch CO2-Emissionen frei“. Richtig. Genauso wie meine Set-Top-Box und mein Fernseher im zugrunde gelegten Streaming-Beispiel. (Der übrigens auch läuft – in den meisten Familien – wenn man nicht streamt, sondern klassisches „Sendefernsehen“ schaut.)
Dieser Rechner verbraucht natürlich nicht ansatzweise so viel Energie, wie ein Server-System mit Back-up-System und Kühlanlagen – aber er läuft. (Übrigens auch, wenn man gerade kein PDF liest, weil man daran arbeitet.)
Ich schlage vor, um das Gedankenexperiment weiterzuführen, wir nehmen den abrufenden Rechner mit in die Betrachtung auf, vereinfachend verdoppeln wir die Ressourcenverbräuche bzw. Emissionen auf der digitalen Seite, und ermitteln somit in der Tendenz (nicht als wissenschaftlich belegter Faktor), dass eine Seite Papier 400 – 500 mal so stark zu Buche schlägt, wie eine digital gespeicherte, gekühlte, gesicherte und wieder abgerufene PDF-Seite.
Und zur Sicherheit berücksichtigen wir ein zweites Rechenzentrum in dieser Rechnung (Ausfallsicherheit) und zusätzlich noch ein mit Diesel angetriebenes Notstromaggregat, nein zwei – und kämen vielleicht nur noch auf den Faktor 100.
Und selbst, wenn es „nur“ Faktor 50 wäre, der Vorteil verbliebe – zumindest beim direkten Vergleich zwischen einer PDF-Seite und einer bedruckten Papierseite – beim digitalen Medium. WENN es denn auch konsequent medienbruchfrei digital verwendet und nicht zwischenzeitlich ausgedruckt wird – auch das war ja ein Punkt, den ich im Artikel bereits eingeräumt und auf den ich als wichtigen Faktor verwiesen habe. Nur ein einziger zwischenzeitlicher Ausdruck und die positive Bilanz ist dahin.
Und nicht mehr und nicht weniger habe ich mit meinem Blogbeitrag darlegen wollen.
Ich meine deshalb, Sie können sich noch mehr auf den Einsatz unserer qualitativ hochwertigen Lösungen und Produkte freuen, denn in der Tendenz haben Sie jetzt die Chance, bei konsequenter Verwendung der digitalen Formate auch natürliche Ressourcen einzusparen.
Insofern noch einmal ein herzliches Dankeschön, dass ich die Chance hatte, Stellung zu nehmen, nachzuschärfen und weitere Hintergründe zum Artikel offen zu legen.
Und nun das Allerbeste:
Meine Tochter konnte sich bereits weiterbilden, streitet sich längst sehr gern mit dem Papa – und oft genug behält sie recht. Und das ist gut so. 😉
Viele liebe, digitale und ressourcenschonende Grüße nach Berlin
Mario Dönnebrink