Die Cloud als zentraler Bestandteil moderner IT-Strategien rückt immer stärker in den Fokus von Unternehmen. Die Entscheidung für den Weg in die Cloud ist längst keine rein technische Frage mehr. Vielmehr ist sie strategisch. Während einige Unternehmen konsequent auf Cloud-first setzen, kombinieren andere bewusst bestehende Systeme mit modernen Cloud-Diensten. Anhand der Praxisbeispiele von Rosenxt und Q1 Energie zeigt sich: Erfolg in der Cloud hängt aber nicht nur von der Strategie allein ab, sondern davon, wie gut sie zum Unternehmen passt.
Cloud-First-Strategie vs. hybride Cloud
Was bedeutet Cloud-First?
Die Cloud-First-Strategie bedeutet, dass ein Unternehmen bevorzugt Cloud-Lösungen einsetzt. Anwendungen werden entweder direkt in der Cloud betrieben oder sollen perspektivisch dorthin migriert werden. Ziel ist eine hohe Skalierbarkeit, Flexibilität und eine moderne digitale Infrastruktur.
Was verstehen wir unter einer hybriden Cloud?
Der hybride Cloud-Ansatz hingegen kombiniert lokale IT-Infrastrukturen mit Cloud-Diensten. Unternehmen entscheiden individuell, welche Anwendungen in der Cloud betrieben werden und welche lokal verbleiben. Diese Strategie bietet Flexibilität bei der Anpassung an individuelle Anforderungen und erlaubt eine schrittweise Transformation.
Unterschiedliche Ausgangssituationen bei Rosenxt und Q1 Energie
Im Rahmen eines Interviews auf dem d.velop SUMMIT berichteten Katharina Bandow (Product Ownerin Rosenxt Holding AG) und Christoph Jülich (Projektmanager Q1 Energie AG) über ihre Erfahrungen mit der d.velop platform. Rosenxt entschied sich für die Cloud-First-Strategie, um flexibel auf Marktanforderungen reagieren zu können und die digitale Transformation von Anfang an zu leben. Q1 Energie hingegen setzt auf eine hybride Cloud, da bestehende ERP-Systeme nicht cloud-kompatibel sind und eigene IT-Administratoren die Systeme betreuen. Die hybride Cloud-Strategie erlaubt es, einzelne Module in der Cloud zu betreiben, während andere lokal bleiben.
Rosenxt – Cloud-First mit internationalem Anspruch
Rosenxt ist ein technologieorientiertes Startup mit rund 500 Mitarbeitenden, welches 2023 aus der ROSEN Gruppe ausgegründet wurde. Das Unternehmen entwickelt hochmoderne Lösungen für industrielle Anlagen und kritische Infrastruktur – darunter autonome Wassersportgeräte, KI-basierte Prüfsysteme und intelligente Materialien. Mit Standorten in Vietnam, den USA, Kanada, England, der Schweiz und den Niederlanden ist Rosenxt international aufgestellt.
Die Entscheidung für eine Cloud-First-Strategie fiel bewusst: Als junges Unternehmen mit starkem Wachstum (700 Mitarbeitende bis Ende 2025 erwartet) war Skalierbarkeit ein zentrales Kriterium. Die digitale Transformation sollte nicht als nachträgliche Anpassung, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmensstruktur verstanden werden. Die „grüne Wiese“ bot die Möglichkeit, IT-Systeme von Grund auf neu zu denken. Dies brachte zum einen konzeptionelle Herausforderungen mit sich, aber bot zugleich auch viele Freiheiten.
Rosenxt startete mit d.velop documents und d.velop Invoices. Besonders die automatisierte Rechnungserkennung brachte sofort messbare Vorteile: Bereits im ersten Monat nach Einführung wurden 58 Stunden Arbeitszeit eingespart. Weitere Module wie das Prozessmanagement, Vertragsmanagement und Qualitätsmanagement sind in der Implementierung.
Die Cloud-First-Strategie ermöglichte eine schnelle und flexible Umsetzung. Herausforderungen lagen vor allem in der konzeptionellen Grundarbeit – Anforderungen mussten teilweise agil angepasst werden.
Unser Rechnungsvolumen ist deutlich händelbarer geworden, das hat sich schon im ersten Monat gezeigt. Da hatten wir bereits eine Ersparnis von 58 Stunden.
Katharina Bandow, Product Ownerin, Rosenxt Holding AG
Q1 Energie – Hybride Cloud für den Mittelstand
Q1 Energie ist ein mittelständischer Tankstellenbetreiber mit rund 230 Standorten in Deutschland. Die Branche befindet sich im Wandel – Elektromobilität, Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle wie KI-gestützte Smartshops prägen die Zukunft. Q1 reagiert darauf mit Innovationskraft, bleibt aber gleichzeitig seiner gewachsenen IT-Landschaft treu.
Die Entscheidung für einen hybriden Cloud-Ansatz basiert auf praktischen Erwägungen: Das bestehende ERP-System ist nicht vollständig cloud-kompatibel und eigene IT-Administratoren betreuen die Infrastruktur. Die hybride Cloud-Strategie erlaubt es, einzelne Module wie das Vertragsmanagement oder die Rechnungserkennung in der Cloud zu betreiben, während andere lokal bleiben. So bleibt Q1 flexibel und kann schrittweise transformieren.
Q1 nutzt die Plattform seit 2017 und hat sich bewusst für eine hybride Cloud-Architektur entschieden. Die Integration von Drittanbietern für die digitale Unterschrift zeigt die Offenheit der d.velop platform. Besonders geschätzt wird die einfache Implementierung: Ein Modul kann per Klick aktiviert und in die bestehende Infrastruktur eingebunden werden – ohne dass die Anwender große Veränderungen bemerken.
Dabei wird von automatischen Updates, einer besseren Standardisierung der Software sowie der besseren Auffindbarkeit von Dokumenten profitiert. Die Anwenderakzeptanz und die Einbindung von Key-Usern waren zentrale Erfolgsfaktoren im Projekt. Zudem spart das digitale Vertragsmanagement Zeit und erhöht die Transparenz.
Was sicherlich auch interessant wird ist der d.velop pilot, der mittlerweile auch standardmäßig auf der platform enthalten ist.
Christoph Jülich, Projektmanager, Q1Energie AG

Mythen, die Rosenxt widerlegt
- „Die Cloud ist unsicher“ – Katharina Bandow von Rosenxt betont, dass Cloud-Anbieter oft besser aufgestellt sind, um Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, als interne IT-Abteilungen. Sie verweist auf die hohen Compliance-Standards und die Verpflichtung der Anbieter, Exzellenz in der Sicherheit zu zeigen. Fazit: „Die Cloud kann sicherer sein als On-Premise-Lösungen.“
- „Cloud bedeutet Kontrollverlust“ – Rosenxt zeigt, dass eine Cloud-First-Strategie nicht gleichbedeutend mit Cloud-Only ist. Kritische Systeme können weiterhin lokal betrieben werden, wenn nötig. Die Entscheidung bleibt beim Unternehmen.
- „Cloud ist nur für große Konzerne geeignet“ – Als schnell wachsendes Startup nutzt Rosenxt die Cloud gezielt, um flexibel zu skalieren und neue Standorte international zu integrieren – ein klarer Beweis, dass auch junge Unternehmen von Cloud-Strategien profitieren.
Mythen, die Q1 Energie widerlegt
- „Hybride Cloud ist kompliziert und teuer“ – Christoph Jülich erklärt, dass die Umstellung auf hybride Cloud-Dienste bei d.velop sehr einfach war – oft genügt ein Klick. Die Integration erfolgt nahtlos, ohne dass Anwender große Veränderungen bemerken.
- „Cloud ist nicht mit bestehenden Systemen kompatibel“ – Q1 zeigt, dass auch ältere ERP-Systeme und individuelle Eigenentwicklungen mit Cloud-Modulen kombiniert werden können. Die hybride Cloud-Strategie erlaubt eine schrittweise Modernisierung.
- „Datenschutz ist in der Cloud nicht gewährleistet“ – Q1 verweist auf die Möglichkeit, AV-Vereinbarungen mit Cloud-Dienstleistern zu schließen und betont, dass auch On-Prem-Systeme unsicher sein können, wenn sie falsch administriert werden. „Man kann mit On-Prem genauso viel Mist bauen wie in der Cloud“ betont Christoph Jülich.
Der individuelle Weg in die Cloud
Ob Cloud-First-Strategie oder hybride Cloud – jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg in die Cloud finden. Die Entscheidung hängt von der Ausgangssituation, den Anforderungen und den Zielen ab. Wichtig ist, dass die Strategie gut geplant und die Mitarbeitenden mitgenommen werden. Denn am Ende entscheidet nicht die Technologie, sondern deren Akzeptanz über den Erfolg.
Dabei ist die Wertschöpfung bereits spürbar. Rosenxt profitiert von Effizienzgewinnen und plant die Ausweitung auf internationale Standorte sowie eine weiterführende Einbettung in die Systemlandschaft von Rosenxt. Q1 Energie sieht Vorteile in der Standardisierung und plant den Ausbau von Workflows mit dem process studio sowie den Einsatz des d.velop pilot für KI-gestützte Unterstützung. Die Beispiele von Rosenxt und Q1 Energie zeigen: Beide Wege können erfolgreich sein, solange sie zur Unternehmensstrategie passen und konsequent umgesetzt werden. Zugleich betonen sie: Die Cloud ist kein Selbstzweck – sie muss Mehrwert generieren und die Arbeit erleichtern.