Wann ist die Anbindung von Fachverfahren an ein DMS sinnvoll – und wann nicht?

Veröffentlicht 02.06.2023

Dirk Wrany Strategischer ECM Berater d.velop

Beitragsbild Fachverfahren

Durch die Nutzung von Fachverfahren können bestimmte Verwaltungsprozesse konkret digital bearbeitet werden. Wie aber kann eine Anbindung an ein Dokumentenmanagement-System (DMS) und andere Systeme die Bearbeitung noch effektiver gestalten? Und kann eine Fachverfahrensanbindung unter bestimmten Umständen nicht sinnvoll sein? In diesem Blogartikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Vor- und Nachteile einer Fachverfahrensanbindung an ein DMS und erläutern, in welchen Situationen sich eine Fachverfahrensintegration nicht unbedingt lohnt.  

Was bedeutet Fachverfahrensanbindung?

Definition: Fachverfahren

Ein Fachverfahren ist eine Anwendung, um die Effizienz und Genauigkeit der Abarbeitung einer bestimmten Verwaltungsleistung zu verbessern. Es handelt sich um ein IT-gestütztes Verfahren, das dazu dient, bestimmte Fachprozesse in einem bestimmten Bereich wie beispielsweise im Personalwesen, Finanzwesen oder in der allgemeinen Sachbearbeitung einer öffentlichen Verwaltung zu unterstützen. Ein Fachverfahren kann aus verschiedenen Komponenten bestehen, darunter Datenbanken, Software-Anwendungen und Schnittstellen, die es ermöglichen, Daten zwischen verschiedenen Systemen auszutauschen.

Warum gibt es die Fachverfahrensanbindung?

Die Fachverfahrensanbindung bzw. -integration ermöglicht den Austausch von Daten und Informationen zwischen verschiedenen Systemen und reduziert so manuelle Eingriffe und Duplikate. Sie bezieht sich auf die Integration einer Fachanwendung in eine bestehende IT-Infrastruktur oder in ein anderes IT-System – z. B. in ein Dokumentenmanagement-System.

Darüber hinaus trägt die Fachverfahrensanbindung dazu bei, die Redundanz zu reduzieren bzw. zu vermeiden: Durch den bidirektionalen Datenaustausch werden Aktualisierungen und Änderungen in den Daten synchronisiert, sodass die Informationen in den verbundenen Systemen konsistent bleiben.

Anforderungen an eine Fachverfahrensanbindung

Eine wichtige Anforderung zur erfolgreichen Fachverfahrensintegration ist zunächst ein grundlegendes Verständnis für die verschiedenen Arten von eAkten. Diese werden als digitale Akten in einem DMS verwaltet und nehmen im Zusammenhang mit der Fachverfahrensanbindung wortwörtlich eine zentrale Rolle ein, da sie die Möglichkeit bieten, Informationen aus verschiedenen Fachanwendungen zu aggregieren und in einer zentralen Akte zu verwalten. Zu beachten ist hierbei die Unterscheidung zwischen Fall- und Sachakte. 

Des Weiteren erfordert eine effektive Fachverfahrensanbindung ein modernes Dokumentenmanagement-System wie d.velop documents, das über Schnittstellen zu anderen IT-Systemen verfügt und fehlende Prozesse wie die Vorprüfung von Unterlagen nahtlos durchführen kann. 

Fachverfahrensanbindung als Voraussetzung zur OZG-Umsetzung

Die Fachverfahrensanbindung spielt eine wichtige Rolle im Kontext des Onlinezugangsgesetzes (OZG). Ziel des OZG ist die vollständige Digitalisierung aller Verwaltungsleistungen der öffentlichen Verwaltung. Um dies zu erreichen, müssen die Verwaltungen ihre Fachverfahren per OZG-Portalanbindung mit dem Onlinezugang verknüpfen und entsprechende Schnittstellen zur Verfügung stellen. Für manche Verwaltungsprozesse fehlt jedoch eine konkrete Fachanwendung. Hier kann ein DMS unterstützen, indem eine Formular- und Prozessimplementierung die Geschäftsprozesse in diesem abbildet. Auf diese Weise können Bürgerinnen und Bürger die Verwaltungsleistungen online beantragen und abwickeln, ohne dass sie dafür persönlich im Amt erscheinen müssen. Die Fachverfahrensanbindung ist somit eine Voraussetzung für die Umsetzung des OZG und spielt eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. 

Sachakte und Fallakte im Vergleich: Was eignet sich besser zur Fachverfahrensanbindung?

Infografik zeigt Vergleich von Sachakte und Fallakte

Sachakten

Fallakten eignen sich besonders für die Integration von Fachanwendungen, wenn es um die Bearbeitung von konkreten Vorgängen geht, die innerhalb eines begrenzten Zeitraums bearbeitet werden müssen. Beispiele für Fallakten sind Anträge, Beschwerden oder Anfragen von Bürgern:innen. Hier ist es wichtig, dass die Akte für jeden Vorgang angelegt ist. Dadurch entsteht der Vorteil, dass alle relevanten Informationen aus den betroffenen Fachverfahren automatisch in die Akte übertragen werden, um eine schnelle und effiziente Bearbeitung zu gewährleisten.

Fallakten

Sachakten hingegen eignen sich besser für die Integration von Fachverfahren, die über einen längeren Zeitraum hinweg laufen und viele verschiedene Vorgänge und Prozesse umfassen. Beispiele für Sachakten sind Personalakten oder Projektakten. Zur Gewährleistung einer effizienten Suche und schnellen Auffindbarkeit ist es wichtig, dass das DMS in der Lage ist, die verschiedenen Arten von Sachakten zu unterscheiden und die Informationen entsprechend zu strukturieren.

Ob eine Fachverfahrensanbindung besser für Fallakten oder Sachakten geeignet ist, hängt von den Anforderungen und Prozessen der jeweiligen Organisation ab. Eine umfassende Analyse der Arbeitsabläufe und der benötigten Funktionen des DMS ist hierbei entscheidend, um die bestmögliche Lösung zu finden. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich aufgrund ihrer bereits vollständig strukturierten sowie in hoher Anzahl vorhandenen Verfahren Fallakten besonders gut für eine Fachverfahrensanbindung eignen.

Anwendungsbereiche einer Fachverfahrensintegration

Öffentliche Verwaltung

Die digitale Transformation hat die öffentliche Verwaltung stark beeinflusst und Fachverfahren spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese speziell entwickelten Softwarelösungen optimieren und automatisieren Verwaltungsaufgaben. Im Folgenden wird die Bedeutung der Fachverfahren in der öffentlichen Verwaltung näher betrachtet.

Anträge beim Bürgeramt

Das Bürgeramt muss eine große Anzahl von Anträgen auf Ausstellung von Personalausweisen und Reisepässen bewerkstelligen. Auch im Hinblick auf Wohnsitz- und Meldeangelegenheiten muss das Bürgeramt viele Anträge bearbeiten, z. B. Abmeldung, Anmeldung, Ummeldung und Anträge auf Übermittlungssperren. Eine Fachverfahrensanbindung an ein DMS kann helfen, die entsprechenden Antragsformulare und Unterlagen zu digitalisieren, zentral zu verwalten und je nach Berechtigung organisationsweit und ortsunabhängig auf sie zuzugreifen.

Baugenehmigungen und -verwaltung

Öffentliche Verwaltungen müssen eine Vielzahl von Baugenehmigungen und -dokumenten verwalten können, die wiederum eine Reihe von Informationen enthalten. Durch eine Fachverfahrensanbindung können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sekundenschnelle auf die benötigten Informationen zugreifen. Zudem können die verschiedenen Phasen des Baugenehmigungsprozesses, wie z. B. Antragstellung, Prüfung, Genehmigung und Überwachung nahtlos integriert werden.

Steuerverwaltung

Eine öffentliche Verwaltung muss in der Regel auch eine Vielzahl von Steuerakten und -dokumenten mit einem hohen Informationsgehalt verwalten. Mit einer Fachverfahrensanbindung können relevante Steuerdaten zentral gespeichert und verwaltet werden. Dadurch entsteht eine bessere Übersicht und Transparenz über die verschiedenen Steuervorgänge wie z. B. Anmeldung, Steuererklärung, Prüfung und Zahlung.

Hochschulen und Universitäten

Studierendenverwaltung

Hochschulen und Universitäten müssen diverse Aufgaben im Zusammenhang mit der Verwaltung von Studierenden durchführen, wie z. B. die Zulassung, Einschreibung, Notenverwaltung und Abschlussvergabe. Mithilfe einer Fachverfahrensanbindung können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abteilungsübergreifend – je nach Berechtigung – jederzeit gemeinsam auf die jeweils benötigten Informationen zugreifen. Dies erhöht die Transparenz und schafft eine ganzheitliche Informationsbasis für Berichterstattungs- und Planungsprozesse der Studierendenverwaltung.

Forschungsverwaltung

In der Regel führen Hochschulen und Universitäten verschiedene Forschungsprojekte parallel durch. Hierbei müssen Daten und Dokumente oft über einen längeren Zeitraum hinweg gesammelt und verwaltet werden. Eine Fachverfahrensanbindung an ein DMS kann helfen, die Dokumente und Daten übersichtlich zu strukturieren und schnell wiederzufinden. Zudem können die verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses, wie z. B. Antragsstellung, Projektmanagement und Ergebnisverwaltung nahtlos miteinander verknüpft werden.

Hochschulpersonalverwaltung

Hochschulen und Universitäten sind oftmals geprägt durch eine große Anzahl von Beschäftigten, deren Daten und Dokumente verwaltet werden müssen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Professoren und Professorinnen
  • Wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
  • Verwaltungsangestellte
  • Technisches Personal
  • Lehrbeauftragte

Eine Fachverfahrensintegration beschleunigt ein Bearbeitung personalbezogener Daten des Hochschulpersonals und reduziert den administrativen Aufwand verschiedenster Personalprozesse wie z. B. Bewerbungsverfahren, Weiterbildung und Gehaltsabrechnung

Welche Fachverfahren gibt es im öffentlichen Dienst?

Es gibt eine Vielzahl von Fachverfahren in unterschiedlichen Teil-Bereichen der öffentlichen Hand und im Bildungswesen. Einige Beispiele hierfür sind das Einwohnermeldeverfahren, das Kassen- und Steuerwesen sowie das Campusmanagement-System. Fachverfahren dienen der Verwaltung von Informationen und Prozessen in spezifischen Fachbereichen und werden in Deutschland von verschiedenen Anbietern zur Verfügung gestellt.

Fachverfahren Beispiele – Prosoz, Infoma und HIS

Zu den bekanntesten Anbietern von Fachverfahren in Deutschland zählen unter anderem Prosoz und Infoma, die sich auf die Bedürfnisse der öffentlichen Verwaltung spezialisieren. Sie bieten eine breite Palette von Fachanwendungen für verschiedene Bereiche der Verwaltung an, wie das Sozialwesen, das Bauamt oder das Finanz- und Rechnungswesen. Andere bekannte Fachverfahren-Anbieter wie z.B. HIS konzentrieren sich hingegen speziell auf Hochschulen und Universitäten und bietet maßgeschneiderte Fachverfahren für die Bereiche Studium und Lehre, Forschung und Verwaltung.

Weitere Lösungen für Fachverfahren im Überblick

Neben den drei genannten Anbietern existieren in Deutschland zahlreiche weitere Lösungen für verschiedenste Fachverfahren:

  • P&I LOGA
  • ARCHIKART
  • KIDICAP
  • ab-data
  • KDN.sozial
  • LÄMMkom LISSA
  • Governikus DATA Boreum
  • H&H proDoppik
  • FINANZ+
  • OptiGov
  • prosozial
  • LIMES Bauhof
  • KDO-Jugendwesen
  • AKDB OK.FIS
  • WinFried Friedhofsverwaltung
  • cukoo avviso

Die Auflistung ist bei Weitem noch keine vollständige Abbildung aller Fachverfahren in der öffentlichen Verwaltung, denn gerade in diesem Bereich existieren sowohl weitere Hersteller als auch Softwareprogramme.  

Verwaltungsprozesse digitalisieren: Mit oder ohne tiefe Fachverfahrensanbindung?

Die Digitalisierung der Schriftgutverwaltung, die Bewältigung großer Datenmengen oder auch die Einhaltung von Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien zählen zu den zahlreichen Herausforderungen, denen Behörden und Hochschulen gegenüber sehen: Die Integration von Fachverfahren und DMS bringt öffentliche Verwaltungen in ihrer Digitalisierungsstrategie einen weiteren Schritt voran. Doch ist eine vollumfängliche Anbindung des Fachverfahrens mittels tiefer Integration in das DMS immer die beste Lösung?

Wie hängen Fachverfahren und Dokumentenmanagement-Systeme zusammen?

Fachverfahren und Dokumentenmanagement-Systeme sind in der Regel eng miteinander verknüpft. Ein Fachverfahren ist eine Software, die speziell für den öffentlichen Dienst entwickelt wurde. Fachanwendungen erzeugen im Laufe des Verwaltungsprozesses eine hohe Anzahl an Dokumenten, die gespeichert und verwaltet werden müssen. Hier kommt das Dokumentenmanagement-System ins Spiel: Das DMS ermöglicht es, diese Dokumente elektronisch zu speichern, zu organisieren, zu durchsuchen und zu bearbeiten.

Oftmals werden Fachverfahren und DMS durch Schnittstellen miteinander verbunden, so dass die Dokumente direkt aus dem Fachverfahren ins DMS übertragen und dort weiterverarbeitet werden können. Damit Anwender und Anwenderinnen primär mit der Fachanwendung arbeiten können und nicht immer zwischen verschieden IT-Anwendungen wechseln müssen, ist es zu empfehlen die DMS-Funktionen wie z.B. Anzeige von Akten und Dokumenten, Ablage und Scannen durch Schnittstellen in die Fachanwendung zu integrieren. Durch die Architektur und Technologien von modernen Schnittstellenlösungen sind derartige Integrationen einfach umzusetzen.

Tiefe Integration zwischen Fachverfahren und DMS

Beim Zusammenspiel zwischen Fachverfahren und Dokumentenmanagement-System gibt es zwei grundlegende Optionen. Auf der einen Seite ist es möglich, beide Systeme parallel zu betreiben, ohne dass zwischen diesen beiden kommuniziert wird. Auf der anderen Seite sind bei einer tiefen Integration zwischen Fachverfahren und DMS beide Systeme eng miteinander verzahnt und arbeiten nahtlos zusammen. Dies ermöglicht einen reibungslosen Datenaustausch, automatische Workflows und eine einheitliche Benutzererfahrung für Anwenderinnen und Anwender. Insbesondere dann, wenn hochstrukturierte Massenverfahren wie zum Beispiel die Beantragung eines bestimmten Ausweises oder Bewerbungen an einer Universität zu verarbeiten sind, stellt die tiefe Integration der beiden Systeme die optimale Lösung dar. Eine nahtlose Fachverfahrensanbindung kann dabei über zwei Wege erfolgen: Entweder wir das Fachverfahren ausgehend vom DMS integriert oder andersherum erfolgt eine tiefe Integration vom DMS in das Fachverfahren.

Eine tiefe Integration von Fachverfahren in das DMS ermöglicht es, Funktionen und Daten der Fachanwendung innerhalb der Systemumgebung des DMS zu nutzen. So können Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise über das Fachverfahren gezielt nach bestimmten Dokumenten suchen und direkt darauf zugreifen, ohne das DMS verlassen zu müssen. Darüber hinaus können Organisationen bevorzugte Fachverfahren unabhängig vom DMS wählen und bei Bedarf auch die Fachanwendung wechseln, ohne die gesamte Integration neu aufbauen zu müssen.

Bei der tiefen Integration des DMS in das Fachverfahren wird das Dokumentenmanagement-System als eine Komponente in eine ausgewählte Fachanwendung integriert. Das DMS dient in diesem Fall als Speicher- und Archivierungssystem für die im Fachverfahren generierten Dokumente und Daten und kann bei Bedarf auch für weitere Fachverfahren genutzt werden. Durch diese Integrationsrichtung können die vielfältigen Funktionalitäten des DMS für die spezifischen Anforderungen des bevorzugten Fachverfahrens genutzt werden.

Der Ablauf im Überblick: Wie funktioniert die Fachverfahrensintegration?

Allgemein können folgende Schritte und Aufgaben bei der Implementierung einer Fachverfahrensanbindung auftreten:

  1. Analyse der Anforderungen: Zuerst werden die Anforderungen an die Fachverfahrensanbindung ermittelt und dokumentiert. Hierbei müssen die Funktionalitäten und Schnittstellen des Fachverfahrens und des DMS berücksichtigt werden. 
  1. Planung und Design: Danach werden die technischen und organisatorischen Aspekte der Fachverfahrensanbindung geplant und gestaltet. Hierbei müssen auch Sicherheits- und Datenschutzaspekte berücksichtigt werden. 
  1. Entwicklung der Schnittstelle: In diesem Schritt wird die eigentliche Fachverfahrensanbindung implementiert. Es müssen geeignete Schnittstellen und APIs entwickelt werden, um die Verbindung zwischen Fachverfahren und DMS zu ermöglichen. 
  1. Integrationstests: In diesem Schritt werden die Schnittstellen und die Funktionalität der Fachverfahrensanbindung getestet. Hierbei werden sowohl Einzeltests als auch Systemtests durchgeführt. 
  1. Schulung und Rollout: Nach erfolgreichem Test und Freigabe der Fachverfahrensanbindung müssen die Mitarbeitenden geschult und das System schließlich in den produktiven Einsatz überführt werden. 

Je nach Komplexität des Fachverfahrens und des DMS kann die Implementierung einer Fachverfahrensanbindung mehrere Monate dauern. Digitalisierungspartner wie d.velop können sowohl client- als auch serverseitig verschiedene Integrationsoptionen realisieren. Neben standardisierten Programmierschnittstelle wie CMIS, c.link oder Autokey kann dies ebenso über eine einfach konsumierbare API und moderne REST-basierte Webdienste erfolgen. Darüber hinaus wird auch eine sorgfältige Planung und Analyse der Anforderungen angeboten, wodurch sich die Implementierungszeit signifikant verkürzt und das Risiko von Fehlern minimiert wird.

Vorteile der nahtlosen Fachverfahrensanbindung an ein DMS aus unterschiedlichen Sichtweisen

Fachverfahren der öffentlichen Verwaltung bieten zahlreiche Vorteile für die verschiedenen Nutzergruppen. Für die Anwendenden bleibt das Fachverfahren das führende Verfahren, das ihnen den Zugriff auf wichtige DMS-Funktionalitäten ermöglicht, wie beispielsweise die Bearbeitung von Dokumenten, die Versionierung und die digitale Signatur. Zudem profitieren sie von einem medienbruchfreien Posteingangsprozess, der eine effiziente und nahtlose Bearbeitung von eingehenden Informationen ermöglicht.

Die IT-Abteilung profitiert ebenfalls von Fachverfahren. Sie kann die vorhandene IT-Systemlandschaft nutzen, was zu einer effizienten Integration führt und den Schulungsaufwand minimiert. Zudem erfordert die Einführung eines Fachverfahrens in der Regel einen geringen Aufwand. Eine weitere wichtige Funktion ist die revisionssichere Archivierung, die dazu beiträgt, gesetzliche Anforderungen wie die GoBD und die DSGVO einmalig umzusetzen.

Auch die Leitungsebene profitiert von Fachverfahren. Neben einem medienbruchfreien Posteingangsprozess ermöglicht ein eIDAS-konforme digitale Unterschrift eine rechtsgültige elektronische Signatur. Darüber hinaus können Gerichtsakten direkt aus dem Fachverfahren exportiert werden. Die flexible Zugriffsmöglichkeit auf die elektronische Akte ohne das Fachverfahren ermöglicht eine einfache und jederzeitige Nutzung der Informationen.

Infografik zeigt die Vorteile der nahtlosen Fachverfahrensanbindung an ein DMS

eAkte ohne Fachverfahrensanbindung

Eine Integration von Fachverfahren in ein DMS kann zwar viele Vorteile bieten, aber es existieren auch Fälle, in denen sich der technische Aufwand für die Integration nicht rentiert. Die Implementierung einer Fachverfahrensanbindung ist in der Regel ein aufwändiger Prozess, der verschiedene Schritte und Tätigkeiten umfasst. Der genaue Aufwand hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie der Komplexität des Fachverfahrens, der Art des DMS, die Möglichkeit zur Nutzung von standardisierten Schnittstellen, der Anzahl der Dokumententypen und der Anzahl der beteiligten Systeme.

Wann sich eine Fachverfahrensanbindung nicht lohnt:

  1. Geringes Dokumentenaufkommen: Wenn innerhalb der elektronischen Aktenführung nur wenige Dokumente anfallen, kann es unnötig sein, eine aufwändige Fachverfahrensanbindung zu implementieren. In diesem Fall kann die Dokumentenverwaltung und -ablage auch manuell durchgeführt werden. 
  1. Hohes manuelles Arbeitsaufkommen: In einigen Fällen kann es sinnvoller sein, Dokumente manuell zu verwalten und abzulegen, anstatt eine aufwändige Fachverfahrensanbindung zu implementieren. Insbesondere, wenn die Arbeitsschritte im Fachverfahren und DMS sehr ähnlich sind und es keine nennenswerten Vorteile durch eine Integration gäbe. 
  1. Geringe Datenqualität: Wenn die Datenqualität in einem Fachverfahren nicht ausreichend ist, kann es schwierig sein, eine Fachverfahrensanbindung erfolgreich durchzuführen. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, zunächst die Datenqualität im Fachverfahren zu verbessern, bevor eine Integration in das DMS erfolgt. 

Vorteile der eAkte ohne tiefe Fachverfahrensintegration

  • Reduzierter technischer Aufwand: Die Nutzung der eAkte ohne  Fachverfahrensanbindung erfordert keine komplexe, zeit- und ressourcenintensive Integration. Dies kann besonders vorteilhaft sein, wenn das Fachverfahren nur sporadisch oder selten genutzt wird und keine regelmäßige Übertragung von Daten erforderlich ist.
  • Geringere Kosten: Eine Fachverfahrensanbindung kann zusätzliche Kosten verursachen, z. B. für Lizenzen, Anpassungen an vorhandene Systeme oder die Entwicklung einer Schnittstelle. Wenn eine solche Anbindung nicht erforderlich ist, führt die Nutzung der eAkte ohne Integration zu Kosteneinsparungen.
  • Flexible und einfache Verwaltung: Wenn ein eigenständiges System ohne Fachverfahrensanbindung genutzt wird, kann es einfacher sein, das System zu verwalten und zu aktualisieren. Da das System unabhängig von anderen Systemen arbeitet, sind mögliche Auswirkungen von Updates und Änderungen auf andere Systeme nicht zu berücksichtigen.
  • Einfache Skalierbarkeit: Eine eigenständige eAkte lässt sich Fachanwendungsunabhängig skalieren sowie an individuelle Anforderungen und Wachstumspläne anpassen. So kann die eAkte mit Veränderungen mitwachsen, ohne die komplexen Anbindungen an Fachverfahren berücksichtigen zu müssen.
Infografik zeigt Vorteile der eAkte ohne tiefe Fachverfahrensintegration

So funktioniert die Implementierung der eAkte ohne Fachverfahrensanbindung

Auch wenn die Einführung einer eAkte ohne Fachverfahrensanbindung mit reduziertem technischen Aufwand verbunden ist, sind bei der Implementierung nichtsdestotrotz zahlreiche Aspekte zu beachten. Daher ist es empfehlenswert, bei der Implementierung auf einen Digitalisierungspartner wie d.velop zu setzen, um gemeinsam eine auf Ihre Verwaltung zugeschnittene Lösung zu erarbeiten.

Welche Punkte bei der Einführung zu beachten sind und wie sich die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Implementierung der eAkte gestaltet, erfahren Sie im Webinar:

Fazit

Eine tiefe Fachverfahrensanbindung an ein Dokumentenmanagement-System kann die Bearbeitung von Verwaltungsprozessen im öffentlichen Dienst wie z.B. in Behörden, Hochschulen und Universitäten kostengünstiger, effizienter und medienbruchfrei gestalten. Die enge Verzahnung beider Systeme ermöglicht Anwenderinnen und Anwendern einen reibungslosen Datenaustausch und eine einheitliche Benutzererfahrung. Die Fachverfahrensanbindung kann dabei grundsätzlich in beide Integrationsrichtungen erfolgen – sowohl vom DMS an ein Fachverfahren als auch umgekehrt.

Es gibt jedoch auch Situationen, in denen eine Fachverfahrensanbindung nicht unbedingt sinnvoll ist. Zum Beispiel kann es Fälle geben, in denen die Verwaltungsprozesse nicht stark von einer Integration mit einem DMS profitieren oder in denen die Komplexität der Fachanwendung eine Integration erschwert. Daher ist es wichtig, eine umfassende Analyse der Arbeitsabläufe und der benötigten Funktionen durchzuführen, um festzustellen, ob eine Fachverfahrensanbindung in einem bestimmten Fall lohnenswert ist.

Ob nun eine tiefe Fachverfahrensintegration oder die Einführung einer eAkte ohne Fachverfahrensanbindung – in beiden Fällen stehen Ihnen Digitalisierungspartner wie d.velop zur Seite, um gemeinsam eine auf Ihre Organisation zugeschnittene Lösung zu entwickeln und die Basis Ihrer digitalen Transformation zu legen.

Nahtlose Integration von Fachverfahren der öffentlichen Verwaltung in Ihr DMS